Zone Null

Wie hat man sich eine perfekte Zivilisation, eine Utopie ultimativer Glückseligkeit, vorzustellen? Und wie im Gegenzug die Geisteshaltung einer Kultur, für die Kontrolle – über die Welt, den Bürger, über den eigenen Geist – alles ist?
Beides sind maßgebliche Thematiken in Herbt W. Frankes kurzem Science-Fiction-Roman „Zone Null“ (erschienen mittlerweile in diversen verschiedenen Ausgaben). Zwei Kulturen prallen darin aufeinander, die zuvor Jahrhunderte lang vollkommen isoliert waren und nichts voneinander wussten. Die eine, die sich „Freiheit“ und den Machtanspruch über die ganze Welt auf die Fahnen geschrieben hat, beginnt nunmehr, nachdem sie von der anderen Kultur seit Ewigkeiten nichts gehört hat, deren Territorium zu erkunden und sich einzuverleiben. Nach anfänglichen Rätseln wird der Protagonist Daniel in jene fremde Zivilisation eingeführt – eine Utopie ohne Leid, in der alle Wünsche befriedigt werden. Klar, dass dies einen Konflikt mit dem totalitären Weltverständnis seiner Heimat heraufbeschwört…
Franke schildert das Szenario in zwei Zeitebenen – einmal dem unmittelbaren Erleben der Ereignisse, parallel dazu das an diese anschließende Verhör. Zweifellos ist ihm dabei eine beeindruckende Sprachbeherrschung nicht abzusprechen, wie sich maßgeblich in inneren Monologen äußert, die das Denken des Protagonisten hervorragend veranschaulichen. Hinzu kommt eine lebendige und detaillierte Schilderung des Settings gerade in jener fremden, utopischen Kultur.
Auf der anderen Seite indes steht ein beträchtlicher Makel: Es ist teils sehr schwer, der Handlung zu folgen – nur allzu oft überliest man gerade die wichtigen Eckpunkte des Geschehens und muss sich diese dann mehr schlecht als recht im Nachhinein rekonstruieren. Zu einem gewissen Grad mag das vielleicht Versäumnis des Lesers sein – da es aber bei anderen Büchern nicht in dem Maße vorkommt, wird es auch etwas mit dem Werk an sich zu tun haben. Insofern ist an manchen Stellen rätselhaft, was gerade abgeht und ganz erschließt sich das Ende schließlich auch nicht.
Letztlich bleibt „Zone Null“ eine Science-Fiction-Geschichte mit interessanten Ansätzen, die aber gerne etwas übersichtlicher hätte geschrieben sein können.

Anmerkung: Oben zu sehen sind verschiedene Ausgaben des Werkes. Ich las die linke (aus dem Suhrkamp-Verlag) – Text ist vorhanden, aber ansonsten denkbar schlicht. Die Ausgabe von p.machinery (Mitte) enthält offensichtlich noch zwei auf das Werk Bezug nehmende Sachtexte.

Schreibe einen Kommentar