Es ist ein Thema, das heutzutage so aktuell wie nie scheint: Die Hilflosigkeit, die einen in einer Argumentation mit einem Menschen ergreift, der entgegen aller Vernunft von einer Ideologie besessen ist. Eine gewisse Hilfestellung leisten – oder zumindest über die Sachlage informieren – kann dabei das Buch mit dem übersichtlichen Titel „Wie man mit Fundamentalisten diskutiert, ohne den Verstand zu verlieren. Anleitung zum subversiven Denken“.
Freilich sollte man sich dabei keine allzu großen Hoffnungen machen, wie der Autor Hubert Schleichert schnell zugibt. Denn eine wirkliche Ideologie ist per definitionem unwiderlegbar, Argumentieren kann man schließlich immer nur auf Basis gewisser Prinzipien (z.B. Menschenleben sind zu schützen; die Wahrheit ist rational erfahrbar), die von einem Ideologen eher nicht – zumindest nicht in diesem Kontext – geteilt werden.
Zunächst gibt das Buch eine gewisse Einführung über allgemeine Sorten von Argumenten und deren logischen Gehalt. Dann geht es eben an den Fundamentalismus. Hierbei wird praktisch ausschließlich auf das Beispiel des Christentums zurückgegriffen, wobei die Mechanismen auch auf andere Ideologien anwendbar seien. Beispiele für eine solche Übertragung wären nett gewesen, bleiben jedoch aus – diese Denkleistung muss der Leser selber vollbringen (z.B. bei Islam lässt sich praktisch alles so übernehmen, bei säkularen Ideologien mag es wohl komplexer aussehen). Somit kann das Buch letztlich auch einfach als Kritik am Christentum bzw. der christlichen Geisteshaltung gelesen werden, wobei der Schwerpunkt eben auf Argumentations- und Erkenntnisprinzipien liegt. Nachdem zunächst Argumente für und gegen ebendiese diskutiert wurden, geht es an die schon im Titel beschworene Methode des „subversiven Argumentierens“. Dies umfasst letztlich all solche Argumente bzw. rhetorischen Kniffe, die eine These zwar nicht logisch zwingend widerlegen, doch nicht ganz fanatisierte Anhänger mitunter überzeugen können (z.B. Überzeichnung, kritische Distanz etc.).
Durchgelesen ist das Buch innerhalb relativ kurzer Zeit. Danach ist man wohl schon etwas schlauer, zumal die Theorie des Argumentierens ziemlich interessant ist, ebenso die Auflistung der verschiedenen (normalen und subversiven) Methoden. Es ist auf jeden Fall eine lohnende und bereichernde Lektüre. Den Fundamentalismus besiegen werden weder das Buch noch die Methoden darin – doch vielleicht können sie einen kleinen Beitrag zur Eindämmung leisten.