V wie Vendetta

Unter gleichsam Comics und dystopischer Literatur nimmt „V wie Vendetta“ einen Klassikerstatus ein. Geschrieben wurde die Graphik Novel von Alan Moore (bekannt u.a. durch „Watchmen“), gezeichnet von David Lloyd – und beide haben einen hervorragenden Job gemacht.
Die Handlung spielt in einer dystopischen Version von England 1997, in der das Land von einem totalitären (im Gegensatz zur Verfilmung offen faschistischen) Regime beherrscht wird, das nach dem verheerenden Dritten Weltkrieg an die Macht kam. Überwachung und willkürliche Verhaftungen sind an der Tagesordnung; Bevölkerungsgruppen wie Schwarze und Homosexuelle wurden schon vor Jahren in Konzentrationslagern ausgelöscht. Nun jedoch tritt eine geheimnisvolle Person auf, die sich „V“ nennt und den Kampf gegen das System aufnimmt. Der maskierte Rächer, selbst ein ehemaliges Opfer der radikalen Vernichtungspolitik, entführt und ermordet hochrangige Funktionäre und sprengt – in klassischer Manier von Guy Fawkes, an den sein Outfit angelehnt ist – das Parlamentsgebäude in die Luft. Innerhalb eines Jahres gerät das zuvor so unbesiegbar scheinende System ins Wanken…
Zweifellos hat man hiermit keine triviale Kost vor sich, dafür aber ein unbestreitbares Meisterwerk der Comic-Literatur. Auffallen tut schon allein der durchgehend düstere und deprimierende Zeichenstil, der Assoziationen mit den dunkelsten Kapiteln der Geschichte weckt – eigenwillig, aber nur allzu passend. Es gibt eine durchaus differenzierte Figurenzeichnung; auch und gerade die hohen Persönlichkeiten des Systems werden vielschichtig dargestellt. Über „V“ erfahren wir einiges aus Sicht der sechzehnjährigen Evey, die zu Beginn von ihm gerettet wird. In der Mitte des Buches gibt es für einen kurzen Abschnitt gewisse Längen, doch alles in allem ist die Story hervorragend konstruiert und inszeniert.
Von der Verfilmung (mit Natalie Portman und Hugo Weaving in den Hauptrollen) unterscheidet sich der Comic in mehreren Punkten; so ist die Geschichte im Film eher schlichter konzipiert und einige Aspekte wurden geändert. Insofern lohnt es sich also auch und erst recht, den Comic zu lesen, auch wenn man den Film schon kennt.
Einen Reiz entfaltet der Comic auch dadurch, dass er den Leser selbst zur Reflexion des Dargestellten auffordert, etwa in Bezug auf die moralische Ambivalenz des Protagonisten. Und es dürfte wohl definitiv für das Werk und seine Bedeutung sprechen, dass die darin erstmalig dargestellte Guy-Fawkes-Maske sich mittlerweile als allgemeines Symbol von Widerstand und Anarchie in der Welt etabliert hat. Wer also einen tiefgründigen, intelligenten Comic sucht, der dürfte an „V wie Vendetta“ nicht vorbeikommen.

Neben der normalen Ausgabe (19,99€) sind auch eine limitierte Edition mit dazugehöriger Maske (35,00€) und die „Absolute Edition“ für ganze 89€ einschließlich reichhaltigem Bonusmaterial erhältlich. Über letztere vermag ich nichts zu sagen; die Maske der „limitierten Maskenedition“ jedenfalls ist recht billig gefertigt und erfüllt ihren Zweck vor allem dadurch, dekorativ im zugehörigen Karton zu stehen.

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