Manche Leute sind einfach erstaunlich. Einer davon ist Rüdiger Nehberg: Angefangen als Bäcker, mauserte er sich zum Survival-Experten, der u.a. ohne Ausrüstung durch ganz Deutschland marschierte, schrieb zahlreiche Bücher und engagiert sich – erstaunlich erfolgreich – als Aktivist für Menschen in der 3. Welt. Ein Mann, dessen Autobiografie dementsprechend vielseitig und unterhaltsam ausfällt. Tatsächlich handelt es sich bei dieser nicht nur um eine Rekapitulation des ganzen bisherigen Lebens, sondern auch eine gewisse Vorstellung zahlreicher derer Projekte, die er im Laufe der schon über siebzig Jahre in Angriff nahm: Reisen ab der Jugendzeit und sein lebenslanges Interesse für Schlangen ebenso wie anspruchsvolle Reisen an die erstaunlichsten Orte, Engagement für die Yanomami-Indianer des brasialianischen Regenwaldes und der Kampf gegen weibliche Genitalverstümmelung in Nordostafrika. Und doch ist es kein moralistisches Buch – sondern eines, das nur allzu bodenständig gelebten Idealismus zelebriert. Auch der Schreibstil ist weitgehend zu loben: Nehberg beweist durchweg guten Humor und einen Sinn für flüssige Erzählen, auch wenn die Sätze doch tendenziell eher kurz ausfallen (was, wie darin erläutert, wohl auf eine Empfehlung zur besseren Vermarktbarkeit zurückzuführen ist).
Ich hatte ansonsten bislang noch keine Autobiographien gelesen (das kommunistische Propagandawerk „Wie der Stahl gehärtet wurde“ zählt hoffentlich nicht), geschweige denn nennenswertes Interesse daran. Dieses Buch aber hat sich ohne jeden Zweifel gelohnt. Unterhaltsam und spannend, weil real, zum Nachdenken anregend und in mancher Hinsicht aufklärerisch. Das Buch eines Mannes, der wirklich etwas zu erzählen hat.