Jurassic Dead

Ich beabsichtige, in nächster Zeit häufiger Buchrezensionen hier auf meiner Website zu veröffentlichen. Den Anfang macht dabei ein etwas spezieller Titel:

Worum geht es?
In der Antarktis ist tief unter dem Eis ein uralter See entdeckt worden, der seit Jahrmillionen vom Rest der Welt abgeschnitten war. Dort stößt ein Forscherteam, finanziert von dem mächtigen und etwas größenwahnsinnigen Milliardär William DeKirk, auf etwas Unglaubliches: Drei vollständige Dinosaurier-Kadaver, von der Kälte perfekt konserviert (ein Tyrannosaurus und zwei Cryolophosaurier). Doch wie sich bald herausstellt, sind diese – ebenso wie anscheinend das Wasser des Sees, worauf aber kaum weiter eingegangen wird – infiziert mit einem prähistorischen Erreger, der sie kurz darauf mit Heißhunger wieder zum Leben erwachen lässt. Dass unweigerlich Chaos ausbricht, ist vorprogrammiert, denn nicht nur sind die urzeitlichen Kreaturen kaum zu töten – sie sind schließlich schon tot -, sondern verwandeln auch alle Menschen, die von ihnen gebissen bzw. getötet werden, in blutgierige Reptilien-Zombies.
In all das hinein geriet der junge Umweltaktivist Alex Ramirez, der eigentlich nur die in dem urzeitlichen See wohnhaften Mikroorganismen hatte schützen wollen. Zu seinem Vater Marcus – zufälligerweise Chefpaläontologe im anwesenden Forschungsteam – hat er eine mehr als problematische Beziehung. Zudem ist auch die CIA-Agentin Veronica Winters involviert, die eigentlich Beweise gegen den höchst kriminellen DeKirk sammeln wollte – und dabei unerwartet auf ihren alten Erzfeind trifft, mit dem sie noch eine Rechnung zu begleichen hat. Auf der Privatinsel des Milliardärs kommt es schließlich zum finalen Showdown…

Was ist davon zu halten?
Dinosaurier-Zombies. Was zunächst nach einem reißerischen Trash-Roman klingt, ist in der Tat kein Zenit menschlicher Kultur, aber sehr wohl recht unterhaltsam. So nimmt man auch gern die stereotypen Figuren in Kauf, die einem in diesem Genre immer wieder begegnen: der skrupellose Milliardär, der rebellische Sohn mit problematischer Beziehung zum Vater, die attraktive Agentin und ein (ebenfalls skrupelloser) Auftragskiller. Doch funktionieren tun sie allemal. Eine Charakterentwicklung ist zweifellos zu beobachten – insbesondere beim Paläontologen Marcus Ramirez, der sich nach einem Biss mehr und mehr in eine der reptilienhaften Bestien zu verwandeln beginnt… Dadurch erübrigt sich auch eine letztendliche Aufarbeitung der Vater-Sohn-Geschichte, die sonst in einem solchen Werk zu erwarten gewesen wäre. Ausgenommen Alex, auf dessen Vorgeschichte genauer eingegangen wird, ist keine der Figuren sonderlich komplex, was bei der schnellen, actionreichen Handlung aber nicht weiter auffällt.
Die Zombies haben Schuppen und Reptilienaugen. Davon und den drei untoten Dinosauriern abgesehen handelt es sich um eine klassische Zombie-Geschichte, die sich nicht sonderlich von vergleichbaren unterscheidet. Gezwungen oder unglaubwürdig wird die Geschichte durch die Einbindung von Dinosauriern schlussendlich nicht; sie fügen sich durchaus hervorragend in die Handlungslogik ein (wenn man die Möglichkeit von Zombies allgemein voraussetzt). Doch wirkt die Darstellung ebendieser Bestien teilweise recht widersprüchlich: Während die Echsen-Zombies in den ersten Szenen noch als außerordentlich schnell und brutal dargestellt werden, so gleichen sie sich doch im weiteren Verlauf der Handlung immer mehr dem Untoten-Kanonenfutter an, wie man es aus anderen Werken kennt. Die Protagonisten vernichten sie schließlich in großer Zahl; nur noch ebendiese und die drei Dinosaurier scheinen noch eine wirkliche Gefahr darzustellen.
Was das Maß an expliziter Gewalt angeht, ist Jurassic Dead noch zu verkraften. Zwar fliegen in großer Zahl Hirn und Gedärme durch die Gegend, doch ist dies durch das Zombie-Szenario viel zu abstrahiert, um es als schockierend zu empfinden.
Wissenschaftliche Aspekte des Szenarios werden oft angeschnitten, aber wenig ausgeführt. Eine realistische biologische Erklärung für das Zombie-Phänomen fehlt wie in allen anderen entsprechenden Werken, ist aber letztendlich irrelevant. Immerhin weiß nach der Lektüre auch der weniger fachkundige Leser, was ein Cryolophosaurus ist – der Lehrauftrag ist erfüllt (Achtung Sarkasmus!).
Ein Kritikpunkt jedoch sind die oft unerwarteten und mangelhaft gekennzeichneten Wechsel der Erzählperspektive. Hier wäre, so finde ich, zumindest jeweils ein Absatz zu erwarten, denn so kommt es immer wieder dazu, dass man nicht genau weiß, aus wessen Sicht gerade erzählt wird.
Das Ende deutet eine Fortsetzung an. Tatsächlich existiert bereits ein zweiter Band, dieser ist jedoch noch nicht auf Deutsch erschienen.

Fazit:
Dinosaurier-Zombies. Was man erwartet, wird geliefert: Ein solider Horrorthriller, basierend auf einer (je nach Bewertung) innovativen oder primitiven Idee. Die Ausführung (Handlungsverlauf, Figuren, Stil und Darstellung) ist angemessen. Hier künstlerische Genialität und tiefgründige Gedanken zu erwarten, ist in etwa so, wie sich bei Goethes Faust über den eigentümlichen Satzbau aufzuregen – schlicht das Thema verfehlt. Unterhaltsam ist Jurassic Dead zweifellos. Es liest sich schnell, flüssig und zu Ende hin extrem spannend. Alles in allem: Das Werk erfüllt seinen Zweck zur vollsten Befriedigung.

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