Rest in Pieces: Die unglaublichen Schicksale berühmter Leichen

Von so mancher Berühmtheit schon hieß es, ihr Ruf lebe über den Tod hinweg fort, mache sie gar unsterblich. Doch wie die Geschichte zeigt, gab es auch so einige Gestalten, deren ereignisreicher Weg nicht mit dem Tod endete – wortwörtlich hieß es manchmal „Rest in Pieces“, wie auch das interessante Buch von Bess Lovejoy betitelt ist. Darin geht es um nichts Geringeres als „die unglaublichen Schicksale berühmter Leichen“.
Jeder kennt natürlich den einbalsamierten Lenin – aber wer wusste schon, dass versucht wurde, Abraham Lincolns Leiche zu entführen, ja dass ein solches Vorhaben bei Charlie Chaplin sogar gelang? Dass Mozart, Descartes und manch andere post mortem ihren Schädel einbüßten, welche mithin abenteuerliche Odysseen über sich ergehen lassen mussten? Liegt Christoph Columbus nun in der Alten oder der Neuen Welt begraben – oder gar in beiden? Mussolini und Galileo Galilei, die nicht nur einmal ihren Ruheplatz wechseln mussten, Napoleon und Rasputin, von denen angeblich manch intimes Stück zurückbehalten wurde, und Jeremy Bentham, dessen Skelett man auf eigenen Wunsch zum Ausstellungsobjekt umfunktionierte – die Zahl der Berühmtheiten, deren sterbliche Überreste eine abnorme Geschichte erduldeten, ist beträchtlich. Ganze 52 Schicksale historischer Persönlichkeiten hat die Autorin Bess Lovejoy für ihr Buch recherchiert und unterhaltsam aufbereitet, damit Leute mit morbidem Interesse sich daran erfreuen können. Natürlich wiederholt sich manches Phänomen, natürlich ist die Vielzahl von Akteuren in manchen Fällen etwas unübersichtlich und verwirrend – doch das kann man schwerlich der Autorin zur Last legen, zumal das Werk doch durchgehend flüssig zu lesen ist. Ein gewisser schwarzer Humor wird gelegentlich bewusst eingesetzt, ist aber keinesfalls Selbstzweck des für sich schon grotesken Werkes. Soweit ich es beurteilen kann, sind die zahlreichen Kapitel hervorragend recherchiert, jedenfalls macht alles einen seriösen und wissenschaftlichen Eindruck (im Anhang gibt es noch ein umfangreiches Quellenregister). Zwar kennt man nicht unbedingt alle der behandelten Personen, doch die Kapitel geben stets noch eine kurze Charakterisierung wieder, welche Rolle der Mensch denn zu Lebzeiten spielte. Auszusetzen hingegen bleibt nicht wirklich etwas – es handelt sich eben um eine qualitativ gute Zusammenstellung denkbar absurder Geschichten, die doch das wahre „Leben“ (nun gut, unglückliche Wortwahl) geschrieben hat.

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