Realistische Mörder in Krimis und Thrillern: Schreibratgeber

Sicher haben sich schon viele angehende Autoren gefragt: Wie erschaffe ich eigentlich einen glaubwürdigen Täter für meinen Krimi? Das Buch mit dem unmissverständlichen Titel „Realistische Mörder in Krimis und Thrillern: Schreibratgeber“ von Nicolette Bohn liefert so einige Antworten darauf.
Anhand verschiedener fiktiver, vor allem aber realer Mörder wird auf unterschiedliche Tätertypen eingegangen: Kannibalen, Serienmörder, Amokläufer, Stalker etc. Zu jedem gibt es drei Beispiele, die dann vor allem in Bezug auf ihre charakterliche Entwicklung und Wechselwirkungen mit ihrem Umfeld untersucht werden. Es zeigt sich vor allem zweierlei: Keiner war, oberflächlich gesehen, auffällig bzw. verdächtig; und zweitens, bei fast allen gingen den Taten massive Traumata in der Kindheit voran.
Im zweiten Teil des Buches geht die Autorin noch auf die verschiedenen Subgenres von Krimi und Thriller ein (durchaus interessant, wenn auch für eingefleischte Leser wohl wenig Neues), es folgen noch ein paar allgemeine Aussagen zu Dramaturgie und dem Schreiben allgemein (sollte jedem potentiellen Autoren eigentlich bekannt sein, also recht überflüssig). Es werden noch die Gemeinsamkeiten der zuvor dargestellten Mörder, geordnet wieder noch „Kategorie“, dargelegt und somit gewisse stereotype Steckbriefe entwickelt, an denen man sich für die Erschaffung einer fiktiven Figur orientieren kann.
Im Anhang und einigen Kapiteln davor finden sich schließlich noch einige Texte, die als in höchstem Maße interessant gelten können: Interviews und psychiatrische Aussagen mit bzw. über einige der behandelten Täter, außerdem Ausschnitte aus mehreren True-Crime-Büchern über diese – noch einmal eine gute Vertiefung, um sich die spezifischen Charaktere und ihre Situationen zu vergegenwärtigen.
Mit nur rund 200 Seiten ist das Buch schnell durchgelesen und aufgrund der vielen angeschnittenen Aspekte auch sehr kurzweilig. Wie in den meisten Schreibratgebern wird man auch hier kaum den großartigen Masterplan für das Schreiben eines Bestsellers finden. Doch bereichernd ist das Buch schon, gleichsam in Bezug auf Allgemeinwissen und eigene Kreativität. Herzstück und wesentlicher Gehalt sind zweifellos die Charakterisierungen der verschiedenen Mörder, die einen gut deren Entwicklung nachvollziehen lassen. Freilich findet sich hier nichts über herkömmliche Beziehungs- und Affekttäter sowie Terroristen und andere ideologische Verbrecher – der Fokus liegt ausschließlich auf den verschiedenen Sorten „psychisch abnormer“ Charaktere, wie schon oben erwähnt etwa Serienmörder, Amokläufer und solche mit paranoiden Wahnvorstellungen. Was die aber angeht, bekommt man eine solide Übersicht geboten, die sich in der Tat zur literarischen Adaption anbietet.

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