Origin

„Origin“ ist das neueste Werk von Dan Brown und der fünfte Teil seiner Robert-Langdon-Reihe (nach „Illuminati“, „Sakrileg“, „Das verlorene Symbol“ und „Inferno“). Kernpunkt der Handlung diesmal – nicht weniger als die vielleicht größte Erkenntnis der Wissenschaftsgeschichte, die alle Religionen in ihren Grundfesten erschüttern soll. Das zumindest verspricht der geniale Futurologe und Atheist Edmond Kirsch, doch seine große Präsentation wird unerwartet unterbrochen. Nun ist wieder einmal Robert Langdon, selbst langjähriger Freund Kirschs, gefragt – im Wettlauf gegen die Zeit, Polizei und Killer auf den Fersen, versucht er auf eigene Faust das revolutionäre Geheimnis zu lüften …

Mit dieser Konstellation funktioniert „Origin“ ganz klar nach demselben Erfolgsrezept wie alle vorigen Bücher des Autors: Eine atemlose Schnitzeljagd zwischen (Kunst-)Geschichte und modernen Themen, die schon an Science-Fiction grenzen, haufenweise gut recherchierte Hintergründe zu beidem, eine extrem verdichtete Handlung mit mehreren Schauplätzen, natürlich Intrigen und Verschwörungen (bis hinauf ins spanische Königshaus), wie immer der Konflikt zwischen Religion und Wissenschaft mit einem Kernthema, das nicht spektakulär genug sein kann – und natürlich manch erschreckender Plot-Twist am Ende. Es hat seinen Grund, dass dieses Konzept einen Bestseller nach dem anderen hervorgebracht hat – und auch dieses Mal funktioniert es. Flüssig und hochspannend lesen sich die 672 Seiten dahin, großartige Unterhaltung von der ersten bis zur letzten Seite.
Auf der negativen Seite stehen dagegen eher Kleinigkeiten: Etwa dass Langdon (und somit indirekt der Autor?) diesmal nur allzu deutlich Position für einen Ausgleich zwischen Religion und Wissenschaft bezieht und beide als gleichberechtigte Alternativen mit jeweiligen Extremisten darstellt . Auch fehlen praktisch vollkommen Bezüge zur Handlung der vorherigen Bände, auch dort, wo sich diese eigentlich zwangsläufig ergeben sollten. Man kann sich auch fragen, weshalb bei einem Hardcover für stolze 28 € nicht einmal ein Lesebändchen drin ist, aber da kann der Autor ja nichts für. Kein Kritikpunkt für mich sind indes die teils sehr umfangreichen Informationspassagen – das ist Geschmackssache, doch meinen Geschmack trifft es. Nicht zuletzt wäre da natürlich der Aspekt, der eigentlich vielmehr als Genialität zu betrachten ist: Es ist oft genug fast unmöglich, zwischen Fakt und Fiktion zu unterscheiden. Mehr noch als die Leser dürfte sich allenfalls die spanische Tourismusbranche über das Werk freuen, das einem manch bislang unbekannte Sehenswürdigkeit schmackhaft macht.

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