Jenseits von Top Secret

Das Thema UFOs wird von vielen Menschen belächelt. Ein oberflächlich nicht aus der Luft gegriffenes Urteil, wo doch der Großteil der einschlägigen Literatur keinesfalls die Maßstäbe von Wissenschaftlichkeit erfüllt, ja mehr noch, die Grenzen hin zu Esoterik und Verschwörungstheorien oft fließend sind. Eine allzu willkommene Abwechslung bietet da „Jenseits von Top Secret“, das Monumentalwerk des UFO-Forschers Timothy Good. „Eine Dokumentation“ steht schon auf dem Cover – und genau das ist es. Auf 700 Seiten sind unzählige Augenzeugenberichte und Dokumente zusammengetragen, die umfassend die Masse der UFO-Sichtungen seit den 30er Jahren illustrieren. Einen Schwerpunkt nimmt dabei die Rolle der Geheimdienste und Regierungen ein. Interessieren diese sich für das UFO-Phänomen – halten sie womöglich gar Informationen vor der Öffentlichkeit zurück? Besonders ersteres kann ohne Zweifel bejaht werden, letzteres scheint zumindest in Teilen wahrscheinlich. Zu zahlreichen Aussagen von Politikern oder Geheimdienstangestellten kommen Geheimdienstdokumente, die auf Anfrage freigegeben wurden. Darüber hinaus bleibt ein riesiger Korpus weiterer dokumentierter Sichtungen von UFOs, größtenteils im Originalwortlaut, darunter auch unzählige, die auf (Militär-)Piloten zurückgehen oder sich zugleich auf Beobachtungen mehrerer Menschen oder gar Instrumente stützen können. All das ergibt letztlich ein gewaltiges Werk, das sehr gut als Übersicht über das gesamte Phänomen dienen kann – obgleich die abgedruckten doch nur einen kleinen Teil der buchstäblich zehntausenden existierenden Quellen ausmachen. Weitgehend ausgeklammert wird dabei jedoch der Aspekt der angeblichen Alien-Entführungen, deren Glaubwürdigkeit ohnehin als deutlich geringer einzuschätzen sein dürfte. Überhaupt hält sich der Autor begrüßenswerter Weise weitgehend zurück mit Interpretationen, Theorien und Beschuldigungen, wie sie in diesem Genre leider allzu weit verbreitet sind, und lässt stattdessen einfach die Quellen sprechen. Das macht „Jenseits von Top Secret“ trotz des kontroversen Themas zu einem wertvollen wissenschaftlichen Beitrag. Auf der anderen Seite aber: Es ist eine dementsprechend trockene Lektüre, extrem zäh und langweilig. Ein Buch, das man weniger zur Unterhaltung liest, als vielmehr zur Erweiterung des eigenen Horizontes. Und hat man das schließlich durchgezogen, so ist man in Anbetracht der erdrückenden Zahl von Belegen durchaus um einige Erkenntnisse reicher: Das UFO-Phänomen existiert, physisch und empirisch – und zahlreiche Regierungen interessieren sich seit Jahrzehnten dafür. Auf einem anderen Blatt indes steht, ob die Informationen, die Staaten mutmaßlich zurückhalten, tatsächlich ein nennenswert neues Licht auf die Sache werfen würden, und natürlich, ob es sich bei UFOs tatsächlich um außerirdische Raumschiffe handelt – denn das ist, obgleich bislang nicht wirklich eine bessere Erklärung vorgelegt wurde, eine nicht nur gewagte, sondern auch unbelegte Hypothese. Viele Fragen bleiben offen, viel wissenschaftliche Arbeit ist auf diesem Gebiet noch zu leisten. Doch was immer noch vor uns liegt – Timothy Goods „Jenseits von Top Secret“ dürfte als Meilenstein der UFO-Forschung zählen. Auch wenn es sich, bildlich gesprochen, um wissenschaftliches Schwarzbrot handelt.

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