Hell Hound

Pulp LegendsWas mag im Kopfe eines amoralischen, aber hoch intelligenten Kampfhundes vor sich gehen?
Diese Frage stellt – und beantwortet – Ken Greenhall in seinem Roman „Hell Hound“, Jahrzehnte nach der ersten Veröffentlichung nun erstmalig auf Deutsch erschienen in der Reihe „Pulp Legends“ des Festa-Verlags.
Wir folgen der Geschichte von Baxter, einem Bullterrier, der sich einfach mehr vom Leben verspricht als die stumpfsinnige Existenz im Besitz einer alten Dame. Was wäre, wenn die alte Frau eines Morgens oben an der Treppe stünde und plötzlich von hinten einen Stoß gegen ihre Beine bekäme? Der Mord, den Baxter wie ein Unfall aussehen lässt, führt ihn zu einem netten jungen Pärchen – bei dem er wenig später durch ein Baby fatale Konkurrenz bekommt. Und wieder sieht Baxter sich gezwungen, das Schicksal in die eigene Pfote zu nehmen, bis er schließlich bei einem 13jährigen Nazi landet, der ihn, von Gewalt fasziniert, schnell ins Herz schließt – doch obwohl und gerade weil die beiden einander besser verstehen als alle anderen zuvor, zeichnet sich eine fatale Entwicklung ab …

Wie schon der erste Teil der Reihe, Komm, wir spielen bei den Adams von Mendal W. Johnson, klingt auch „Hell Hound“ auf den ersten Blick nach einem trashigen Splatterfest, stellt sich dann aber als wohlinszenierter Psychothriller heraus. Das Buch ist mit seinen rund 200 Seiten schnell durchgelesen, zumal sehr flüssig und unterhaltsam zu lesen. Die oft eher einfachen Sätze zeugen eher von bewusstem Stil als Unvermögen des Autors, wie die bisweilen doch raffinierten Gedanken und Formulierungen durchblicken lassen. Mit ständigem Perspektivwechsel schafft Greenhall ein lebendiges Panorama der verschiedenen Charaktere, die doch alle irgendwie individuell und lebendig wirken, weitgehend ab von Klischees und über die ganze Länge des Werkes gut entwickelt und in Beziehung gesetzt. Freilich am faszinierendsten sind natürlich Baxter selbst und der gestörte Junge, der sein dritter Besitzer wird. Natürlich ist kaum zu sagen, wie realistisch die Gedanken eines Hundes wiedergegeben sind – doch ohne Zweifel gelingt Greenhall eine glaubwürdige Darstellung des zwar amoralischen, letztlich aber doch wieder verständlichen Bullterriers. Das Ende schließlich ist bitterböse und überraschend, ein bedrückender Zirkelschluss des eskalierenden Dramas. Wer also genug hat von harmloser Tier-Fantasy für Kinder, der dürfte mit dem düsteren und atmosphärisch dichten „Hell Hound“ von Ken Greenhall gut beraten sein.