Geister und Dämonen. So ziemlich jede Kultur kennt sie, zu allen Zeiten haben sie eine Rolle in der Vorstellungswelt der Menschen gespielt. Und um genau dieses Thema dreht sich auch das Sachbuch „Geister, Dämonen – Phantasmen – Eine Kulturgeschichte“ von Christa Agnes Tuczay, erschienen in der Reihe marixwissen.
Freilich ist das Buch voll mit interessanten Informationen: Wir erfahren etwas über Weiße Frauen, Naturgeister, kooperative und schädliche Gespenster, Totenheere, König Salomo als Dämonenbeschwörer, den kaum bekannten Mittagsdämon oder auch die Ähnlichkeit von Besuchen des Feenreichs und Alien-Entführungen. Dämonen und Totengeister in den Traditionen von Antike und christlichem Mittelalter werden einem ebenso näher gebracht wie deren Darstellung im modernen Film.
Wer sich aber nur ein wenig mit der Thematik beschäftigt, wird feststellen, dass die vorliegenden Mythen, Sagen, Berichte und Traditionen viel zu zahlreich sind, als dass man sie in einem Buch umfassend analysieren könnte. Dies stellt die Autorin gleich im Vorwort klar, weshalb sie sich im Folgenden auf das Gebiet Deutschlands bzw. des christlich-europäischen Kulturkreises beschränkt, wenn auch mit ein paar Exkursen in die Antike oder andere Regionen. Doch auch bei dieser Beschränkung bleibt der Stoff zu umfangreich, sodass letztlich doch nur alles kurz angerissen werden kann. Die „Kulturgeschichte“ wird letztlich also zu einer Zusammenstellung unzähliger Legenden und lokaler Traditionen, geordnet nach Themengebieten, die doch nur zeigt, wie unvollständig sie ist. Manche Themen werden etwas mehr vertieft, so etwa der Abschnitt Hausgeister – letztlich bleibt aber unweigerlich alles recht oberflächlich. Immerhin werden die wichtigsten Archetypen der Geister und Dämonen behandelt.
Man muss der Autorin zugutehalten, dass die Darstellung und Analyse der Phänomene durchweg wertfrei bleibt und somit weder die Existenz noch die Nichtexistenz von diesen postuliert – darum geht es schließlich auch gar nicht.
Im Endeffekt bleibt „Geister, Dämonen…“ ein sehr interessantes, seriöses Buch, das man in dieser Form kaum besser hätte schreiben können. Doch es ist der Fluch des Themas, dieses immer nur unzureichend darstellen zu können.