Was, wenn man auf einmal ausgerechnet den Menschen beschützen muss, an dem Rache zu nehmen man sich geschworen hat?
Mit seinem Thriller „Eiskalte Entscheidung“ entführt Marco Gruber den Leser in die blutige Parallelwelt skrupelloser Militärs und ihrer Opfer.
Steven Crowe war Elitesoldat des Delta-Kommandos, spezialisiert auf die gefährlichsten Missionen des amerikanischen Militärs – bis seine Vorgesetzten ihn bei einer tödlichen Geheimmission im Hinterland Chinas im Stich ließen. Jahre später, als ihm die Flucht aus der Gefangenschaft glückt und er sich von seinem einstigen Arbeitgeber vergessen sieht, sinnt er auf Vergeltung an jenen, die für sein Schicksal und den Tod seiner Kameraden verantwortlich sind. Doch sein Weg kreuzt ausgerechnet eine sich anbahnende Verschwörung: Aus Furcht vor dessen Abrüstungsplänen haben mehrere ranghohe Militärs ein Mordkomplott gegen den amerikanischen Präsidenten in die Wege geleitet – und mitten in den eisigen Tiroler Alpen gerät Crowe zwischen die Fronten …
Dass man mit Marco Grubers Roman ein im Self-Publishing veröffentlichte Erstlingswerk in Händen hält, davon spürt man beim Lesen nicht viel. Vielmehr wird über mehr als 400 Seiten ein spannender und unterhaltsamer Stil gehalten, gerade auch durch den häufigen Wechsel der Erzählperspektive angenehm kurzweilig, ohne den Leser mit Nebenhandlungen hinzuhalten. Unwichtige Zwischenschritte sind minimiert, wohingegen die spannungsgeladenen Episoden umso großzügiger ausgeführt werden. Dabei beobachtet der Leser zwar beide Parteien, eine vorzeitige Enthüllung zentraler Details wird trotzdem geschickt vermieden. Zwar treten eine Handvoll Kommafehler auf, inmitten eines ansonsten doch professionellen und gut lesbaren Ausdrucks fallen diese jedoch beim Gesamteindruck nicht wirklich in Gewicht.
Ungewohnt natürlich die Konzentration auf fast ausschließlich militärische Protagonisten, lebendig (jedoch bisweilen ähnlich) charakterisiert in ihrer tiefsitzenden, selbstgerecht-charakterfesten Soldatengesinnung und meist ganz besonders hoher Qualifikation – indes bleibt kriegsverherrlichend heroische Überzeichnung doch eher fern in diesem Pantheon verblendeter Antagonisten und desillusionierter Heldenfiguren. Über die die Richtigkeit vermag ich nicht zu urteilen, doch wirkt die penible Genauigkeit militärischer Details durchweg relativ glaubwürdig.
Der Untertitel „Delta Operator I“ deutet auf den Beginn einer geplanten Reihe hin – nicht unbedingt die schlechteste Idee, denn mit „Eiskalte Entscheidung“ ist definitiv ein solider und spannender Thriller gelungen.