Draculas Erben

„Draculas Erben“ – ein wohl ziemlich selbsterklärender Titel für eine Horror-Anthologie, gerade wenn auch noch ein Vampir das Cover ziert. Denn ja, in diesem Buch geht es um Vampire. Ganze 33 Geschichten verschiedener Autoren zu dem Thema sind vertreten, was das Buch mit 400 Seiten zum bislang mit Abstand dicksten Ableger der Anthologien-Reihe „Dunkle Seiten“ im Verlag Twilightline macht.
Im Großen und Ganzen halten letztlich auch alle Geschichten ein gewisses Mindestniveau und unterhalten absolut solide, auch wenn bisweilen orthographische Fehler auffallen. Doch wenn man nach dem Lesen um eine Erkenntnis reicher ist, dann wohl um jene: Das Vampir-Genre ist mittlerweile ziemlich ausgelutscht. Spätestens seit Bram Stokers „Dracula“ ist der Vampir eine etablierte Größe in der dunklen Phantastik und brachte vielerlei interessante Neuinterpretationen hervor. Doch solche sind in der vorliegenden Anthologie mit wenigen Ausnahmen („Legenden“ und vielleicht noch „Friss den Clown“, letztere aber nur wegen des Clowns) eher nicht zu finden. Vielmehr bewegen sich alle im Rahmen des traditionellen Hollywood-Vampirs, der Blut saugt und nicht altert, zum Glück aber nicht in der Sonne glitzert. Kaum beherrschbarer Blutdurst, Vampirjäger, dunkle Parallelgesellschaften – alles wiederkehrende Motive in immer neuer Rekombination, die einen nicht mehr unbedingt mitreißen. So bleibt „Draculas Erben“ letztlich doch eher im Mittelmaß stecken – solide Geschichten, die treu ein stagnierendes Genre bedienen, ohne dieses aber erinnerungswürdig zu bereichern.