Über Thema und Motivation des Sachbuches „Die Religionsstifter: Leben und Lehren“ von Walter Vogel (in der Reihe marixwissen) muss wohl nicht viel gesagt werden – es behandelt, stellen Sie sich vor, Leben und Lehren der Religionsstifter. Das sind im Einzelnen: Mose, Buddha, Jesus und Mohammed als Begründer der Weltreligionen sowie in kürzeren Kapiteln Echnaton (ägyptischer Aton-Monotheismus), Zarathustra (Zoroastrismus), Mahavira (Jainismus), Konfuzius (Konfuzianismus), Laozi (Taoismus), Mani (Manichäismus), Guru Nanak (Sikhismus) und Baha’ullah (Baha’i).
Auf 192 Seiten kann man natürlich nicht mehr erwarten als einen oberflächlichen Abriss der Biografien und Lehren eben genannter Gestalten – doch das gelingt recht gut. Das Buch ist sehr systematisch und übersichtlich, nichtsdestotrotz aber flüssig konstruiert. In der Tat ist der Schreibstil eher schlicht, damit massentauglich, und die Informationen gehen selten in die Tiefe. Kurz und prägnant werden stattdessen die relevanten Fakten dargelegt, historisch fragwürdige Überlieferungen zudem diskutiert. Bei Mose gelingt dies nur mäßig gut, geht doch die durchaus sachliche Erörterung weitgehend von der Hypothese aus, jener habe tatsächlich gelebt und der Exodus wirklich stattgefunden. Hierbei kommt die nur allzu berechtigte Möglichkeit zu kurz, Mose samt seiner Geschichte könne schlicht und einfach in Mythos sein. Auch werden die unschönen Aspekte der biblischen Überlieferung (etwa die zahlreichen Völkermorde auf Veranlassung Mosis) in klassisch christlicher Manier (der Autor ist Theologe) ausgespart. Bei Jesus hingegen gelingt eine ziemlich gute und empirische Gegenüberstellung von Mythos und Wissenschaft, auch wenn seine Lehre wie immer auf den Aspekt der Nächstenliebe verkürzt wird (und z.B. die fanatischen Höllendrohungen des Neuen Testaments dezent ignoriert werden). Insofern zeigt sich auch inhaltlich eine gewisse Oberflächlichkeit des Autors, der (zumindest bei diesen beiden) mehr um die Zusammenfassung des populär etablierten Bildes als um eine schriftgetreue Darstellung bemüht ist. Bei den übrigen Propheten mag es ähnlich sein, doch fehlt mir das Vorwissen für eine nähere Beurteilung. Bei jenen bleibt der Eindruck des Buches durchweg positiv: Eine knappe, auf das wichtige beschränkte Darstellung mehrerer Gestalten, von denen man zuvor kaum etwas wusste. Insofern dürfte das Buch für alle religionshistorischen Laien unter den Lesern wirklich bereichernd sein, gibt es doch einen für das Allgemeinwissen hinreichenden Eindruck gleich mehrerer wichtiger Persönlichkeiten. Allerdings hätte der Aspekt der jeweils begründeten Lehren bei den späteren Propheten gerne ausführlicher sein können; hier ist das Buch meines Erachtens etwas zu viel verkürzt. Allerdings bietet der Anhang Hinweise auf weiterführende Literatur zu jeder der zuvor behandelten Gestalten.
Im Fazit also: Eine im großen und ganzen gelungene Darstellung von Leben und Lehren der wichtigen Religionsgründer der Geschichte, gemacht für Laien, denen es entweder ein solides Allgemeinwissen oder den Grundstock für eine nähere Beschäftigung verschafft. Bei Mose und Jesus jedoch sollte man es differenzierter betrachten; hier dürfte eine Lektüre der zugrundeliegenden Bibelbücher ratsam sein.