Spätestens durch die Verfilmung mit Matt Damon wurde „Der Marsianer“ von Andy Weir weltbekannt. Und liest man das Buch, so merkt man auch schnell den Grund dafür.
Das Szenario ist relativ schnell erzählt: Ares 3 ist die dritte bemannte Mission zum Mars – und endet in einem Desaster. Aufgrund eines unerwartet starken Sandsturmes muss die Crew den Planeten frühzeitig wieder verlassen, jedoch wird dabei der tot geglaubte, weil bewusstlos gewordene Astronaut Mark Watney zurückgelassen. Wenig später findet er sich allein auf dem Mars wieder, ohne Kommunikationsmittel und mit nicht genügend Nahrungsmitteln zum langfristigen Überleben. Doch nach und nach gewinnt Watney die Kontrolle über seine Situation zurück und wendet all sein Geschick auf, zu überleben und zur Erde zurückzukehren …
Geschrieben ist „Der Marsianer“ überwiegend in Form von Mark Watneys Logbuch, in dem dieser seine Gedanken und Pläne darlegt, das Leben auf dem Mars zu meistern, durchbrochen nur von gelegentlichen konventionell erzählten Szenen aus Sicht der NASA-Mitarbeiter auf der Erde. Doch keinesfalls bedeutet das einen trockenen Stil – im Gegenteil: Watney bzw. Weir legt nicht nur einen guten Humor an den Tag, sondern auch einen zutiefst unterhaltsamen Sprachstil, der auch gerade davon profitiert, dass im Logbuch nur Relevantes wiedergegeben, Nebensächliches aber weggelassen wird.
Man kann das Buch schwerlich als richtige Science-Fiction bezeichnen, orientiert es sich doch so sehr an der realen Raumfahrt mit ihren Möglichkeiten und Problemen, dass man sich ohne Weiteres vorstellen kann, dass ebensolche Szenarien in wenigen Jahrzehnten Realität werden. Tatsächlich ist kaum vorzustellen, wie viel brillant recherchiertes Fachwissen in diesem Roman steckt. Mit höchster naturwissenschaftlicher Präzision, doch trotzdem allgemeinverständlich und unterhaltsam, erklärt der brillante Watney seine Bemühungen, trotz begrenzter Mittel Wasser herzustellen, Kartoffeln zu züchten, schließlich auch die Kommunikation zur Erde wiederherzustellen. Kaum jemals, wenn überhaupt, habe ich einen Roman gelesen, der in einem derartigem Maße naturwissenschaftliche Aspekte zu einer fesselnden Story rekombiniert. Obwohl eigentlich so fern und fremd, schafft „Der Marsianer“ ein gewaltiges Gefühl von Realismus wie nur wenige Geschichten, die in vertrauten Regionen spielen. Buchstäblich werden in dieser modernen Robinson-Crusoe-Geschichte die so leicht zu vergessenen Grenzen des heutigen Kosmos ausgelotet, ganz wie bei den gefährlichen Entdeckerfahrten früherer Zeitalter. Buchstäblich: „Der Marsianer“ ist, woran gute Science-Fiction sich zu messen hat.