Mörderische Untote, die von einem alten Richtplatz auferstehen. Eine junge Frau mit einer ungesunden Beziehung zu Puppen. Kannibalen und übernatürliche Ungeheuer. Der Stoff, aus dem die sechs Kurzgeschichten in Rainer Innreiters „Der Leichenbaum“ gemacht sind, ist klassisch. Etwas Splatter und ein paar unerwartete Wendungen sorgen für angemessenen Horror, obgleich subtiles Grauen (wie leider meistens im Horror-Genre) fehlt. So präsentiert sich die kurze Geschichtensammlung letztlich als ein zwar nicht schlechtes und bisweilen durchaus unterhaltsames, aber letztlich eher durchschnittliche Werk des Genres: Die Einfälle für die Geschichten sind einigermaßen innovativ und von den Szenen her solide umgesetzt, das Ganze jedoch bei einem eher etwas amateurmäßigen Stil. Sehr unangenehm fällt auf, dass der Autor (und ebenso anscheinend der, so denn vorhandene, Lektor des Twilightline-Verlages) offensichtlich die Regeln zur Schreibung des „das(s)“ nicht wirklich beherrscht und dieses daher mehrfach im Relativsatz mit zwei s schreibt – die einzigen orthografischen Fehler zwar, doch solche, die sich weit weniger leicht verschmerzen lassen als bloße zufällige Tippfehler, die durch ein schlampiges Lektorat gefallen sind. So geht die Qualität des im kleinen Verlag erschienenen Werkes letztlich nicht über die von Büchern aus Self-Publishing hinaus: Irgendwie lesbar und auch recht unterhaltsam, aber doch merklich nicht die Qualität, die man von Verlagspublikationen (ausgenommen Twilightline) erwartet.