„Der Golem“ von Gustav Meyrink gehört zu den größten Klassikern der phantastischen Literatur – warum auch immer.
Wahrscheinlich habe ich das Buch mit falschen Erwartungen begonnen. Tatsächlich nämlich kommt in der Handlung ein Golem überhaupt nicht vor; die Legende wird nur an einigen Stellen angeschnitten und eine Gestalt manchmal für den Golem gehalten, die aber de facto kein solcher ist, sondern mehr ein Geist und/oder Doppelgänger. Wer also irgendwas zum Thema Golem erwartet: Hände weg von diesem Buch! Es hat nicht das Geringste damit zu tun.
Was bleibt sonst noch von Meyrinks großem Bestseller „Der Golem“? Kommt es nicht bisweilen vor, dass einen ein Buch überzeugt, auch wenn es überhaupt nicht den Erwartungen entspricht? Ja, das kommt vor. Hier ist es aber nicht der Fall. Im Endeffekt offenbart sich der Roman nämlich als eine zähe, ziemlich zusammenhanglose Aneinanderreihung von Handlungsstücken und Halluzinationen, die mehr an einen Drogenrausch erinnern als an Literatur. Man kann das ein großes Stilmittel nennen. Ich nenne es bescheuert.
Obligatorisch hier noch ein Ausblick auf die Handlung: Ein namenloser Protagonist versetzt sich auf einmal in einen gewissen Athanasius Pernath hinein, der im Judenviertel von Prag lebt. Dieser indes führt Beziehungen zu zwei Frauen, von denen er besonders die eine liebt, während er der anderen aus nicht näher definierten Motiven in nicht näher definierter Weise helfen muss (obwohl ihn gegenüber der sozial höhergestellten Dame absolut nichts dafür qualifiziert). Die andere dagegen hat einen Vater, der als Inbegriff des Guten herausgestellt wird – tatsächlich aber nichts anderes tut, als (mehr noch als die anderen Charaktere) hin und wieder wirres Zeug von sich zu geben. Dann wäre da noch ein hässlicher Nachbar, der irgendwie unheimlich böse ist, auch wenn er erst ziemlich spät in der Handlung etwas Derartiges tut, indem er Pernath einen Mord anlastet und ihn so ins Gefängnis bringt (natürlich ohne näher definierte Motive), während zugleich ein gewisser Freund des Protagonisten ebendiesen Antagonisten hasst, weil er dessen unehelicher Sohn ist und ein weiterer solcher, also sein Halbbruder, als betrügerischer Augenarzt zahlreiche Leute ausgenommen hat, bis er irgendwie auf nicht näher definierte Weise in den Selbstmord getrieben wurde. Fehlt noch etwas bei dieser Aneinanderreihung völligen Nonsens? Achja, da wären noch einige seltsame Erscheinungen, die Pernath im Laufe der Handlung begegnen, darunter ein Doppelgänger von ihm und einige weitere, zum Schluss noch ein Lustmörder mit übersinnlichen Kräften, der sich wirre Dinge zusammenphilosophiert.
Als ich das Buch beendet hatte, glaubte ich, nicht ganz bei der Sache gewesen zu sein, weil ich den roten Faden nicht fand. Die Inhaltszusammenfassung bei Wikipedia ergab: Ein solcher existiert nicht, ich hatte tatsächlich alles mitgekriegt, die Handlung ergibt nur überhaupt keinen Sinn. Das alles kann man Kunst nennen und mit zahlreichen intellektuellen Attributen umschreiben. Man kann es auch Müll nennen und sich fragen, was der Autor dabei eigentlich geraucht hat.
Folglich das Fazit aus „Der Golem“: kein Golem, dafür haufenweise wirrer Nonsens, keine wirkliche Handlung und dabei auch noch langweilig geschrieben. Ein Daumen nach unten für den berühmten „Golem“ von Gustav Meyrink.