„Das Gewölbe des Himmels: Der Vergessene“ ist der erste Band der gleichnamigen Fantasy-Romanreihe von Peter Orullian. Allein dies lässt natürlich schon erwarten, dass die Geschichte nicht zu einem Ende kommt, wobei man dann auch nicht enttäuscht wird. Und sonst so?
Hauptfigur des Romans ist der junge Tahn Junell, der – wo auch sonst? – in einem kleinen Dorf am Ende der Welt lebt, dem Helligtal. Dann aber bricht das Böse in seine heile Welt ein: Ein Bar’dyn (so etwas ähnliches wie ein Ork, nur stärker) verschleppt das neugeborene Baby seiner Schwester Wendra, Tahn kann ihn nicht aufhalten. Wenig später erschient der Sheson (eine Art esoterischer Zauberer) Vendanji samt Begleitung im Ort und nimmt Tahn, Wendra sowie dessen Freund Sutter mit auf eine weite Reise, auf der natürlich allerlei Gefahren auf sie warten.
Unübersehbar ist schon hierbei die Aneinanderreihung von Fantasy-Klischees, allen voran der Archetyp der „Heldenreise“ – doch leider schafft es der Autor nicht, aus diesen etablierten Versatzstücken einen allzu guten Roman zu machen. Zunächst einmal fehlt weitgehend ein roter Faden; der Großteil der Ereignisse besitzt keine wirkliche Relevanz für den (bisher nur zu erahnenden) Hauptkonflikt. Die Protagonisten reisen eben durch die Lande, treffen auf mancherlei Gestalten und werden in regelmäßigen Abständen von den bösen Bar’dyn angegriffen. Das Böse ist in dieser Welt archetypisch, personifiziert durch den verbannten Gott Quietus und dessen Brut – ohne nähere Motive und Tiefe, sondern einfach nur böse. Immer wieder verliert sich die Handlung in (meines Erachtens) Nebensächlichkeiten. Die Geschichte der Welt wird durch regelmäßiges Info-Dumping geschildert, ohne dass in diesem ersten Band ein direkter Bezug zu den Protagonisten vorhanden wäre. Doch eine wirklich atmosphärische historische Tiefe bewirkt das leider auch nicht; die Historie bleibt recht abstrakt. Da helfen auch die unzähligen, mithin unnötigen Fantasy-Begriffe nicht, die man sich kaum wird merken können (und das sage ich hiermit zum ersten Mal über einen Fantasy-Roman, ich kann es selbst kaum fassen!). Trotz der mithin absatz- oder seitenlangen Erläuterungen schafft es der Mystiker aus Berufung Vendanji dennoch, den anderen andauernd relevantes Wissen vorzuenthalten, weil die Floskel „zu einem späteren Zeitpunkt“ ja schließlich ein Zeichen beträchtlicher Weisheit ist. Überhaupt (und dies ist eine vollkommen subjektive Betrachtung) wirken die Mitglieder der Heldengruppe allesamt nicht sonderlich sympathisch, geschweige denn zur Identifikation einladend, vielmehr recht eindimensional in ihren jeweiligen Eigenheiten. Bis zum Ende weiß man nicht wirklich, wieso die Protagonisten Vendanji folgen und was überhaupt ihr Ziel ist; vielmehr scheinen klassische Genre-Topoi Begründung genug zu sein. Tahn jedenfalls ist irgendwie wichtig (wie grundsätzlich jeder unbedeutende junge Mann, der in einem kleinen Dorf von einem Zauberer aufgelesen wird), wieso oder inwiefern erfahren wir noch nicht.
Doch das Hauptproblem ist und bleibt die Dramaturgie: Sie existiert nicht wirklich. Der gesamte erste Band umfasst letztlich nur ein kleines Stück Handlung, aufgebläht auf über 600 Seiten. Das ist zwar nicht unbedingt zäh, sondern recht flüssig zu lesen, aber Spannung kommt nicht wirklich auf. Am Ende bricht das Buch so abrupt ab, dass es direkt mit dem zweiten Band weitergehen kann, ohne dass es eine Zäsur der Handlung (oder gar einen Höhepunkt!) gegeben hätte.
Was lässt sich Positives über das Buch sagen? Eigentlich bleibt da nur die gewisse Mindestqualität, die ein jedes Buch aus einem großen Publikumsverlag aufweist. Es ist nun auch nicht wirklich so, dass Peter Orullian irgendeine innovative Neuerfindung in seine Welt eingebunden hätte – nein, im Wesentlichen handelt es sich bei allem um Variationen etablierter Stereotype.
Im Fazit also: „Das Gewölbe des Himmels“ versucht, Mainstream-Fantasy zu sein, scheitert aber am Fehlen einer Dramaturgie oder anderen Handlungselementen, die ein Weiterlesen befeuern würden. Mag sein, dass das all das eben Genannte Vorbereitung ist auf die viel brillanteren Fortsetzungen. Doch Band 1 gibt keinerlei Motivation, sich mit diesen auseinanderzusetzen.