Das alte China (Theiss WissenKompakt)

Während wir mit Griechen, Römern, Ägyptern und dem europäischen Mittelalter einiges anzufangen wissen, ist die Geschichte Chinas hierzulande weitgehend unbekannt. Gerade um diese allzu totale Wissenslücke zu füllen, erwarb ich das Buch „Das alte China“ aus der WissenKompakt-Reihe im Theiss-Verlag, geschrieben von Monique Nagel-Angermann, eine kurze Gesamtdarstellung chinesischer Geschichte. In kurzen Kapiteln mit auch einigen Bildern führt das Werk den Leser vom Beginn der fassbaren Geschichte in der Shang-Dynastie (2. Jt. v. Chr.) bis zum Ende der letzten Kaiserdynastie im frühen 20. Jhd. n. Chr.. Unvermeidlich, dass eine solche Darstellung über mehr als drei Jahrtausende notwendigerweise oberflächlich bleiben muss. Trotzdem gelingt es einigermaßen, zumindest einen groben Überblick über die Epochen der Geschichte Chinas zu erhalten, was im Wesentlichen die Abfolge verschiedener Dynastien ist, ergänzt durch Ausblicke auf die jeweilige Entwicklung von Verwaltung und Religion.
Insgesamt weist das Buch jedoch – nicht nur wegen, sondern auch im Rahmen der knapp zusammenfassenden Darstellung – gewisse Schwächen auf. Was oft fehlt, sind klar erkennbare Jahreszahlen. Die Verknüpfung des dargebotenen Wissens wird auch dadurch etwas behindert, dass Geschichte und Kulturgeschichte weitgehend strikt getrennt sind und auch die paar näheren Darstellungen bedeutender Herrscher nicht in den historischen Abriss eingebunden werden, sondern diesem mitunter nachfolgen. Positiv zu bewerten sind hingegen die Sonderseiten etwa zu berühmten Werken und Gestalten der Literatur. Die Namen der Persönlichkeiten und Dynastien wirken auf zuvor nicht mit der chinesischen Kultur und Geschichte Vertraute fast notwendigerweise verwirrend, was das Verstehen und Erinnern erschwert, doch ist dem im Rahmen eines einzelnen dünnen Buches zwangsläufig kaum beizukommen – nur eine eingehendere Auseinandersetzung würde zu einem wirklichen Gedächtnis aller Dynastien, Orte und Personen führen.
Die historischen Informationen sind im Rahmen des Umfangs natürlich sehr knapp bemessen, ein jedes besondere Ereignis wird zwangsläufig nur sehr oberflächlich angeschnitten. Besonders schade ist die noch stärker verkürzte Darstellung gerade der ersten Dynastien (Shang, Zhou und die Vorgeschichte), denen zusammen gerade einmal so viel Platz eingeräumt wird wie vielleicht einer der späteren Dynastien (nämlich nur wenige Seiten). Das wirklich „alte China“ kommt also deutlich zu kurz, verglichen mit der Zeit nach der Zeitenwende. So werden auch archäologische Funde nur wenig einbezogen. Die Ur- und Frühgeschichte, d. h. alles vor der Shang-Dynastie, findet praktisch überhaupt keinen Platz – das Buch ist historisch, nicht archäologisch geprägt. Über die fachliche Qualität vermag ich mangels Vorwissen nichts auszusagen; zumindest macht alles einen seriösen Eindruck.
Im Endeffekt also ist „Das alte China“ eine wohl etwas zu kompakte Gesamtdarstellung chinesischer Geschichte, die durchaus geeignet ist, dem zuvor unwissenden Leser einen sehr groben Eindruck von dieser zu vermitteln – einen Rahmen, mit dem man fortan arbeiten kann. Für alles darüber hinaus Gehende jedoch ist das Buch nicht geeignet, da zu knapp und oberflächlich.