Die Graphik Novel Watchmen ist ein Klassiker – kein Wunder, dass es früher oder später zu einer Reihe von Veröffentlichungen kommen musste, die darauf aufbauen. „Ozymandias“ (geschrieben von Len Wein, gezeichnet von Jae Lee) ist der erste Teil der „Before Watchmen“-Reihe, den ich las, und dreht sich um die gleichnamige Figur des Comics.
Adrian Veidt alias Ozymandias gilt als klügster Mann der Welt, neben seiner Tätigkeit als maskierter Rächer kontrolliert er ein gewaltiges Firmenimperium. Er ist der ultimative Held und der ultimative Schurke in einem – ein skrupelloser Idealist und damit die für mich vielleicht interessanteste Figur des Watchmen-Universums. Der vorliegende Comic nun behandelt seine Vorgeschichte in Form einer Autobiographie, von der frühen Kindheit bis zur Handlung von „Watchmen“. Natürlich weiß man bereits, wie die Geschichte ausgeht – der Unterhaltungswert entsteht stattdessen aus den so direkten Einblicken in den Geist des Titelhelden und Erzählers. Hier wird Autor Len Wein seinem Vorgänger Alan Moore absolut gerecht – nicht nur fügt sich die Story nahtlos an die Vorlage an, auch die Inszenierung des bereits bekannten, aber noch nie aus dieser Nähe gezeigten Charakters gelingt meisterhaft. Zwischen beiden Werke gibt es keine Disharmonien – Ozymandias ist derselbe wie zuvor und doch so lebendig wie nie.
Natürlich ist „Before Watchmen“ nur für Kenner der Vorlage wirklich ein Genuss, doch diese können ein Werk genießen, das nicht bloß kommerzielle Ausschlachtung, sondern folgerichtige Weiterführung des Klassikers ist.