Bei dem Roman „Am Anfang war dein Ende“ handelt es sich um den 23. Teil einer Krimi-Reihe der Autorin Faye Kellerman, wie ich nach Beendigung feststellen musste. Im Buch selbst findet sich nicht ein Hinweis auf vorhergegangene Bände; deren Existenz lässt sich einzig aus der offensichtlich schon langen Entwicklung der Hauptfiguren erschließen. Immerhin lässt sich das Buch problemlos eigenständig lesen und verstehen – auch wenn die Beziehung zwischen den Protagonisten vielleicht manchmal ein wenig seltsam anmuten mag.
Der Krimi beginnt damit, dass die Leiche eines jungen Mannes im Wald gefunden wird, erschossen. Die forensischen Untersuchungen deuten alle auf Selbstmord hin – doch schien der brillante Mathematik-Student Elijah Wolf zuvor keinesfalls depressiv, sondern hochmotiviert. Wie sich schnell herausstellt, war sein Arbeitsumfeld an der Universität alles andere als harmonisch, sondern vielmehr ein Pfuhl von Missgunst, Lügen und egoistischem Erfolgsstreben. Und schließlich kommt es zu einem zweiten Todesfall…
„Am Anfang war dein Ende“ ist ein denkbar konventioneller, systematischer Krimi. Nach und nach ergibt sich aus den Zeugenaussagen ein Bild des komplexen Beziehungsgeflechts an der Uni, wobei so ziemlich jeder etwas zu verbergen hat. Es dauert seine Zeit, bis die Handlung Fahrt aufnimmt und zu fesseln beginnt, zumal manche Erkenntnisse sich wiederholen und es lange keinen Hinweis auf Fremdverschulden bei der Tat gibt – so besteht die erste Hälfte des Romans gewissermaßen aus der Routinearbeit der Polizisten, einen offensichtlichen Selbstmord abzuwickeln. Der Schreibstil, obwohl nichts Konkretes daran auszusetzen, weiß nicht wirklich zu fesseln. Erst spät (ab ca. zwei Dritteln des Buches) baut sich eine gewisse Dynamik auf, als sich bei den Vernehmungen neue Erkenntnisse zu häufen beginnen. Schlussendlich zieht die Handlung noch einmal an und ergibt ein Ende mit einigermaßen unerwarteter Auflösung. Das Privatleben der Ermittler spielt eine recht wichtige Nebenrolle, bleibt aber ohne wirkliche Entwicklung bei einem Status quo, der schon auf den ersten Seiten dargelegt worden war. Etwas unglaubwürdig wirkt die Zusammensetzung des Ermittlerteams – der Polizist Peter Decker lässt nicht nur seinen mittlerweile studierenden Ex-Partner McAdams mitermitteln, sondern nimmt sogar ganz selbstverständlich seine Frau zu manchen Zeugenvernehmungen mit! auch Sympathie wecken die Charaktere wenig – Decker wirkt spießig, seine so harmonische und liebevolle Ehe nervt; McAdams soll krampfhaft jung und locker wirken, bleibt dabei aber farblos. Immer wieder wird auch auf das Forschungsgebiet des Ermordeten in der Mathematik eingegangen – das ist nicht nur für Laien unverständlich, zudem wiederholen sich die Beschreibungen schier andauernd.
Letztlich ist „Am Anfang war dein Ende“ kein richtig schlechtes Buch – doch verzichtet es mit lange dahinplätschernden Ermittlungen und einem eher trockenen Stil darauf, den Leser mitzureißen; man könnte es gar als langweilig bezeichnen.