Kurzgeschichten aus Hogwarts: Heldentum, Härtefälle und hanebüchene Hobbys

Endlich veröffentlicht J. K. Rowling wieder etwas aus dem Harry-Potter-Universum! Sagen die Fans. Die schlachtet die Thematik nur wegen des Geldes aus – sagen manch andere. Was ist nun der Fall bei den drei kurzen e-books mit Hintergründen zu den Harry-Potter-Büchern, die vor kurzem veröffentlicht wurden?
Zuerst einmal ist der Titel unzutreffend. Enthalten sind keine Kurzgeschichten, sondern Sachtexte. Genau genommen Biographien der altbekannten Charaktere Minerva McGonnagal und Remus Lupin sowie kürzere Infotexte über Werwölfe, Animagi sowie die zwei weniger wichtigen Lehrer Sybill Trelawney und Silvanus Kesselbrand. An letzteren wird sich vermutlich niemand erinnert haben, aber dafür hat man ja nun dieses Büchlein. Insgesamt macht das nach Amazon-Zählung etwa 72 Seiten.
Die Texte sind in der Tat einigermaßen interessant, wenn man die Bücher bzw. Filme kennt und an dem Universum interessiert ist – letztlich solche „nett-zu-wissen-Infos“, auf die man aber nicht gerade gewartet hat. Bewegende neue Enthüllungen sucht man indes vergebens – was das angeht, ist seit dem Outing von Albus Dumbledore nichts wirklich Interessantes gekommen. Eingeleitet bzw. nachbereitet werden die einzelnen Kapitel oft durch einige Sätze voller Pathos, in denen in schmierigster Weise noch einmal Werte wie Mut, Freundschaft etc. betont werden. Dann gibt es zum Teil die Interpretationen noch gleich mitgeliefert, etwa jene, dass das Werwolf-Sein mit den vielfältigen sozialen Vorurteilen eigentlich eine Metapher war für Krankheiten wie etwa HIV oder (!) AIDS. Hier mag ich nur meinen alten Geschichtslehrer zitieren: „Hören Sie auf, sich selbst zu kommentieren. Sie sind nicht Stalin.“
Und wie steht es nun um die These, es handle sich bei den neuen e-books nur um literarisch minderwertige Ausschlachtung eines erfolgreichen Franchises zu monetären Zwecken? Ganz lässt sich ein solcher Vorwurf kaum von der Hand weisen. Ich wäre wohl in der Tat der letzte, der sich über kurze e-books beschweren darf, doch der Preis von 2,99€ ist für ein Buch dieser Länge zweifellos überzogen. Auf alle drei neuen Veröffentlichungen gerechnet macht das 8,97€ auf 231 digitale Seiten – darüber mag man wirklich streiten.
Im Fazit also: Ein schnell gelesenes Büchlein mit mäßig bereichernden Hintergrundinfos, für Harry-Potter-Fans natürlich ein Muss, aber aus meiner Sicht überteuert.

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