Zombies: Die illustrierte Geschichte der Untoten

Untote sind eine universelle Angst des Menschen und Zombies einer von deren beliebtesten Archetypen. Das Sachbuch „Zombies: Die illustrierte Geschichte der Untoten“ von Jovanka Vuckovic bietet genau das, was der Titel verspricht – eine umfassende Darstellung des Zombie-Phänomens und seiner Geschichte. Es beginnt mit frühen literrarischen Werken über Untote, etwa Mary Shelleys Frankenstein oder H. P. Lovecrafts Herbert West – Reanimator, auch wenn keines von denen Zombies im klassischen Sinne darstellt. Zumindest das Wort und gewisse Grundlagen finden sich im Voodoo-Glauben Haitis – die dortigen legendären und mithin realen Praktiken, Menschen in Zombies zu verwandeln, werden verständlich dargelegt. Kein Wunder, dass dieses mythologische Motiv des Zombies auch Eingang in die amerikanische Filmkultur fand, wo es schon seit den dreißiger Jahren immer wieder Adaptionen dessen gab. Auch wenn hier schon von einer gewissen Zombie-Tradition gesprochen werden kann, so definierte den modernen Zombie doch George A. Romeros The Night of the living Dead (1968), dem zahlreiche weitere Filme folgten.
Umfassend präsentiert das Buch zahlreiche Zombiefilme, von Frühwerken wie White Zombie (1932) über Romeros richtungsweisende Werke und die europäischen Splatter-Filme der Siebziger und Achtziger bis hin zu den Adaptionen des neuen Jahrtausends wie etwa Resident Evil, 28 Days Later und Shaun of the Dead. So gewinnt man einen breiten Überblick über die Zombiefilme der Geschichte – und seien es die zahlreichen Splatter-Exploitation-Werke ohne nennenswertes künstlerisches Niveau. Die meisten werden unweigerlich nur kurz angeschnitten, manche indes ausführlicher behandelt. Hierbei geht die Autorin nahezu permanent wertend vor – wobei man sich fragen kann, ob der Verriss gewisser Trash-Cineastik von Schlefaz-Niveau nicht vielmehr als Wiedergabe von Tatsachen durchgeht (mangels Kenntnis der meisten Filme kann ich ihre Bewertungen kaum beurteilen). Etwas weniger Subjektivität wäre gut gewesen, vor allem eine Reduzierung von Superlativen (so werden etwa sowohl Jesus Christus als auch Jason Voorhees als wohl beliebtester Zombie aller Zeiten bezeichnet – und nach dem Film „Daniel, der Zauberer“ sehe ich das Prädikat „schlechtester Film aller Zeiten“ stets sehr kritisch). Auch wenn Filme zweifellos den Kern der Zombie-Kultur ausmachen, so werden doch auch andere Medien soweit vorhanden behandelt – ob nun Michael Jacksons Musikvideo Thriller oder Max Brooks satirischer Zombie Survival Guide (übrigens auch ein sehr empfehlenswertes Buch). Obwohl in den Grundzügen eine Art Chronik, liest sich die „Illustrierte Geschichte der Untoten“ flüssig, interessant und unterhaltsam.
Auf jeder Seite finden sich neben dem Text auch zahlreiche Bilder, vor allem Poster und Szenenbilder der behandelten Filme. Dies unterstützt den Inhalt hervorragend und verdeutlicht viele angesprochene Aspekte, ohne das Niveau des Textes oberflächlicher zu machen. Insgesamt besitzt das Buch für einen Preis von knapp über 7€ eine außergewöhnlich hochwertige Verarbeitung: solider und angenehmer Hardcover-Einband, dicke Seiten und wie erwähnt unzählige farbige Illustrationen. Darüber hinaus gibt es noch ein kurzes Vorwort von Zombie-Papst George A. Romero persönlich – nicht sehr umfangreich, aber mit ein paar netten Gedankengängen. Anschaulich kann man die Entwicklung von Voodoo-Magie bis zum modernen Zombie nachvollziehen und erhält sogleich eine Reihe von Film-Empfehlungen. Man kann sich bei einem solchen Werk immer darüber streiten, ob es zu ausführlich oder aber nicht ausführlich genug ist, ob alle würdigen Aspekte berücksichtigt wurden oder nicht – da wird wohl so ziemlich jeder unweigerlich etwas (und wahrscheinlich etwas Anderes) auszusetzen haben, denn das ist bei der umfassenden Behandlung eines Themas wie diesem unvermeidlich. Jedenfalls wird ein guter Überblick samt vieler guter exemplarischer Fälle geboten. Zwar hält die Lektüre aus Gründen akuter Unterhaltung nicht lange an, ist aber zweifellos bereichernd für den thematischen Wissensschatz. Zum geringen Preis erhält man also eine beeindruckende Enzyklopädie des Zombie-Phänomens, das so ziemlich jedes nennenswerte Werk des Genres, von Armee der Finsternis bis Zombie Strippers, abdeckt. Eindeutige Kaufempfehlung für jeden, der sich für Zombies, Untote oder Horrorfilme allgemein interessiert – man wird es nicht bereuen.

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