Wédora – Staub und Blut

Der neue Fantasy-Roman von Markus Heitz – Neue Welt, neue Charaktere, neue Spannung.
Der Fluch eines bösen Hexers verschlägt die Kindheitsfreunde Liothan und Tomeija, in ihrer Heimat Halunke und Gesetzeshüterin, in die ferne Wüstenstadt Wédōra. Eine Million Einwohner zählt die befestigte Metropole inmitten der gigantischen Wüste, beherrscht wird sie vom geheimnisvollen Dârèmo, den noch nie jemand zu Gesicht bekommen hat. Natürlich gilt das Interesse der beiden zunächst dem Ziel, einen anderen Zauberer aufzuspüren, der sie wieder nach Hause befördern kann. Doch unweigerlich verstricken sie sich in die zahlreichen Intrigen der Stadt: Eine Gruppierung plant den Sturz des Dârèmo, der Statthalter Dyar-Corron treibt Grausiges im Krankenviertel und zu allem Überfluss bedrohen die feindlichen Völker der Wüste die ihnen verhasste Stadt…
Hier liefert Heitz nicht weniger als das, was man von ihm gewohnt ist: Einen umfangreichen, unterhaltsamen und sehr spannenden Fantasy-Roman, der es nicht an erstaunlichen Ideen fehlen lässt. Anders als etwa in seinen Zwerge-Büchern werden keinerlei altbewehrten Archetypen des Genres aufgegriffen, stattdessen gibt es allerlei neue Innovationen: Seien es die Wüstenvölker mit ihren besonderen Eigenschaften und Fähigkeiten – die zum Teil aus Sand bestehenden Thahdrarthi etwa, oder die farbwechselnden Keel-Èru in ihren charakteristischen Rüstungen -, seien es die verschiedenen Kreaturen, die zu gewissen Zwecken in Wédōra gehalten werden. Umso wirkungsvoller ist manches dadurch, dass es mehr angedeutet als gezeigt wird, doch kommt auch das Maß an Explizitem nicht zu kurz. Zwischen den Kapiteln werfen pseudohistorische Textquellen zusätzliches Licht auf Wédōra und seine Geschichte (ein Stilmittel, das bereits in den Albae-Büchern erfolgreich  zur Anwendung gekommen ist). Ebendies ist es, was eine gute Fantasy-Welt ausmacht – sie ist größer als das unmittelbar in der Geschichte Gezeigte. Das kann man auch erwarten, mag man satirisch einwenden, wo doch das erste Konzept zu Wédōra nach Aussage des Autors bereits über zwanzig Jahre alt ist, damals entworfen für Rollenspiele. So verwundert es kaum, dass insbesondere die Stadt detailliert durchstrukturiert ist, veranschaulicht auch durch mehrere Karten vor allem im Einband.
Die Geschichte indes ist spannend, obwohl oder gerade weil sich viele Teile erst zu Ende zusammenfügen und einen Sinn ergeben. Genau genommen verfolgt man gleich mehrere Handlungen, auch charakterisiert durch die Erzählstränge von Tomeija, Liothan und den in ihrer Heimat Telonia Verbliebenen. Kaum zu erwähnen, dass auch jede Figur ihre eigene Entwicklung durchmacht. Eine Fortsetzung dieses Abenteuers ist wohl durchaus möglich, wird aber in der Handlung noch nicht nahegelegt.
Gibt es etwas auszusetzen an diesem Roman? Nein, nicht wirklich. Es existieren eine Handvoll unkorrigierte Rechtschreibfehler (zum Glück nicht so viele wie bei Der Triumph der Zwerge!), der Untertitel „Staub und Blut“ verursacht mir eine Assoziierung mit dem Leitspruch der Targaryens in Das Lied von Eis und Feuer („Feuer und Blut“) und wie schon bei den Albae existieren bei vielen Eigennamen mir nicht ganz bekannte Bétōnûngszeichèn, doch all dies ist wohl zu vernachlässigen auf rund 600 Seiten erstklassiger Unterhaltung. Im Endeffekt also ein großartiges Buch – wer (wie ich) die anderen Bücher von Markus Heitz mag, wird auch hieran seine Freude haben.

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