Chronik des Cthulhu-Mythos

Heute möchte ich eine besondere Buchreihe vorstellen: „Chronik des Cthulhu-Mythos“. Diese zwei Bände enthalten diverse Geschichten des amerikanischen Autors H.P. Lovecraft (1890 bis 1938) zu dem von ihm geschaffenen Cthulhu-Mythos.

Wer war Lovecraft?
Den meisten meiner Leser mag Howard Philipps Lovecraft nicht sehr bekannt vorkommen. Jedoch gilt er gemeinhin als einer der wichtigsten Horrorautoren des 20. Jahrhunderts. Lovecraft lebte von 1890 bis 1937 in Neuengland (USA). In seinem relativ kurzen Leben veröffentlichte er diverse Geschichten, jedoch keine ganzen Romane. Die meisten von diesen erschienen im Magazin Weird Tales.  In seinen Geschichten entwarf er einen ganzen Kosmos voll fremdartiger Wesen und Gottheiten, die mehr oder minder auf der Erde aktiv sind. Die berühmteste seiner Schöpfungen ist zweifellos Cthulhu. Bei diesem handelt es sich um ein gigantisches, außerirdisches Wesen, welches einen humanoiden Körper und einen tintenfischartigen Kopf besitzt (auf dem Cover des zweiten Bandes zu sehen). Fast alle Geschichten Lovecrafts behandeln übernatürliche Wesen wie Cthulhu, jedoch unterscheiden sie sich grundlegend von fast allen anderen Werken der Fantasy-Literatur. Der Schreibstil ist meist sehr ausführlich und beschreibend, Dialoge oder gar Action-Szenen gibt es kaum. Mit Adjektiven wird nicht gespart. In vielen Geschichten wird der „kosmische Schrecken“ (ein von Lovecraft geprägter Begriff), den diese Wesen verbreiten, sehr genau geschildert. Meistens stellen die Kreaturen weniger eine Gefahr für Leib und Leben, als vielmehr für den Verstand der ihnen unterlegenen Menschen dar.  Nicht wenige seiner Protagonisten werden in Folge der Ereignisse, die ihnen widerfahren, wahnsinnig. Auch unterscheiden sich Lovecrafts Monster von anderen dadurch, dass sie oft unförmig und fremdartig sind und keine Ähnlichkeit mit Menschen oder bekannten Tieren haben, wie man es aus vielen anderen Fantasy-Geschichten kennt. Viele der Geschichten hängen teilweise zusammen und bilden den sogenannten „Cthulhu-Mythos“. Wiederkehrende Elemente sind hier z.B. die fiktive Stadt Arkham, die schrecklichen „äußeren Götter“ (z.B. Azathoth, Nyarlathotep oder Yog-Sothoth) und das verbotene Buch Necronomicon.
Lovecraft galt als altmodisch und betrachtete sich selbst als „Menschen des neunzehnten Jahrhunderts“. So weigerte er sich zum Beispiel, eine Schreibmaschine für seine Arbeit zu verwenden und datierte viele seiner Briefe dreihundert Jahre zurück. Gleichzeitig jedoch verwendete er in seinen Werken auch viele geradezu visionäre Elemente, die sich sonst eher in der Science-Fiction-Literatur anfinden lassen. So reisen zum Beispiel die Mi-Go, eine fiktive außerirdische Spezies aus der Geschichte „Der Flüsterer im Dunkeln“, gewaltige Distanzen durch den Weltraum, indem sie ihre Gehirne entfernen und mit Maschinen ihrer Raumschiffe verbinden, während die Körper auf ihrem Heimatplaneten verbleiben.
H.P. Lovecraft starb am 15. März 1937 an Darmkrebs. Seine Werke hatten jedoch noch ein langes Nachleben: Zum einen besitzen sie bis in die Gegenwart einen festen Sitz in der klassischen Literatur des übernatürlichen Horrors. Außerdem begannen bald viele andere Schriftsteller, ebenfalls Geschichten zum Cthulhu-Mythos zu verfassen. Unter diesen sind vor allem August Derleth, Frank Belknap Long, Clark Ashton Smith und sogar Wolfgang Hohlbein zu nennen. Selbst Stephen King machte in mehreren seiner Bücher Anspielungen auf Elemente des Mythos. Zudem gibt es viele Elemente moderner Horrorgeschichten und -filme, die teilweise vom Cthulhu-Mythos inspiriert sind (z.B. Hellboy).

Die Bücher
Die beiden Bücher, die ich hier vorstelle, enthalten sämtliche Geschichten Lovecrafts, die zum Cthulhu-Mythos gehören. In zwei weiteren Büchern der Reihe, „Der silberne Schlüssel“ und „Die lauerne Furcht“ sind Lovecrafts restliche Fantasy- und Horrorgeschichten enthalten. Ausgenommen sind in diesen Bänden nur Lovecrafts Gedichte (die mich persönlich eher weniger interessieren), seine Fachaufsätze sowie Geschichten, die er gemeinsam mit anderen Autoren erstellte. Zweifellos handelt es sich um eine der vollständigsten Sammlungen der Werke Lovecrafts, die in deutscher Sprache erschienen sind. Zudem gibt es zu jeder Geschichte einen kurzen Einleitungstext (den man besser nach der Geschichte lesen sollte), der mehr oder minder interessante Hintergrundinformationen enthält.

Kann ich die Bücher empfehlen?
Nicht jedem. Der Stil Lovecrafts ist gewöhnungsbedürftig und mitunter sehr zäh. Viele Leser dürften damit überfordert sein, da es sich um sehr anspruchsvolle Literatur handelt. Wer davor jedoch nicht zurückschreckt und sich für Fantasy bzw. Horror interessiert, der sollte sich durchaus überlegen, sich den ersten Band zuzulegen. Dieser bietet durchaus einen guten Einstieg in die Werke Lovecrafts und fängt mit mehreren Kurzgeschichten an, sodass man sich vorsichtig an die anspruchsvolleren Werke „herantasten kann“. Der 2. Band enthält schließlich die wichtigen Novellen Lovecrafts, die literarisch am ausgereiftesten sind. Für all jene, die anspruchsvolle Literatur nicht scheuen, ist Lovecraft indes ein Hochgenuss, dessen Geschichten man als nicht weniger als genial bezeichnen kann.

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