Der geflügelte Tod

Nach „Die geliebten Toten“ und „Das Haar der Medusa“ ist „Der geflügelte Tod“ der dritte und abschließende Band jener Geschichten, die Horror-Legende H. P. Lovecraft in Zusammenarbeit mit anderen Autoren verfasste. Wie bei den beiden anderen Bänden weiß man natürlich nie genau, wie viel Anteil nun Lovecraft und wie viel der jeweils andere Autor jeder Geschichte hatte – eindeutig sagen lässt sich indes, dass zumindest die meisten Texte eindeutig in Lovecraft-Tradition stehen und sich stilistisch wie inhaltlich in dessen Werk und den von ihm begründeten Cthulhu-Mytho einfügen. Die Bandbreite dabei ist beachtlich: lovecraftsche Chaosgottheiten, Außerirdische, Scheintod und andere unangenehme Daseinszustände, diesmal sogar einige Fälle reiner Fantasy und sogar Satire.
Doch leider ist diesmal ein großer Teil der Geschichten (zum Glück tendenziell die kürzeren) eher mittelmäßig und lässt die Genialität der „kanonischen“ Mythos-Geschichten allenfalls erahnen: „Das Nachtmeer“ soll wohl subtil und atmosphärisch sein, machte auf mich aber eher einen langatmigen und -weiligen Eindruck. Besser schon „Die Exhumierung“ – eine gut inszenierte Geschichte mit diabolischer Pointe, die man nur leider schon zu früh erahnt. Anders „Das Grauen auf dem Friedhof“ – auch dies eine im Ansatz großartige Geschichte, doch leider ohne wirklich pointiertes Ende. Den Fehler macht leider auch „Aus Äonen“, die mit Abstand beste Geschichte des Bandes – voll mit lovecraftschem und psychischem Grauen, ohne Durststrecken eingebettet in einen interessanten und detaillierten historischen Hintergrund, was die Geschichten zu einer der besten Lovecrafts machen könnte, doch leider ist das Ende dann doch eher unspektakulär. Ohne Fehl indes steht die Titelgeschichte „Der geflügelte Tod“ da, eine solide Weird-Fiction-Story, ebenso auch „Die Bedrohung aus dem Weltraum“ – eine Fortsetzungsgeschichte diverser Autoren (darunter neben Lovecraft u.a. auch Robert E. Howard), die das Beste aller Mitwirkenden vereinigt (inhaltlich erinnernd an und bezugnehmend auf „Der Schatten aus der Zeit“).
So stellt sich „Der geflügelte Tod“ letztlich als eher durchwachsen heraus: Teils großartige Mythos-Geschichten, teils Horror und Fantasy verschiedener Qualität (bis hin zu solchen, mit denen ich nicht wirklich etwas anfangen kann), daneben noch bisweilen amüsante Ausflüge ins Groteske. Auch in Anbetracht der beiden vorigen Bände kann man wohl festhalten, dass die authentischsten und durchweg mit hoher Qualität gesegneten Mythos-Geschichten jene sind, die in Zusammenarbeit mit Hazel Heald entstanden – ob nun aufgrund ihrer ähnlich gearteten Schreibkunst oder aber einer Dominanz Lovecrafts, ist leider nicht zu sagen. Damit wäre die Lovecraft-Sammlung nun also komplett – und es hat sich gelohnt, trotz dezenter Schwächen jeder einzelne Band.

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