Das Haar der Medusa

Nach „Die Geliebten Toten“ ist „Das Haar der Medusa“ der zweite der drei vor kurzem im Festa-Verlag erschienenen Bände mit den Zusammenarbeiten von H. P. Lovecraft und anderen Autoren. Und man kann nur sagen: Die Qualität wird gehalten – mindestens.
Dieser Band ist etwas kurzweiliger als der erste, was daran liegt, dass hier in größerem Maße längere Geschichten abgedruckt sind – so misst etwa die Novelle „Der Hügel“ (The Mound) über hundert Seiten. Diese erinnert, obwohl in Dramaturgie und zahlreichen Elementen ganz eindeutig dem Cthulhu-Mythos zuzuordnen, an die zeitgenössischen Werke etwa von Clark Ashton Smith, wird doch hier nur allzu detailliert die Reise zu und die Gesellschaft einer ganz anderen, uralten und verborgenen Zivilisation geschildert. Fast tritt die Handlung hier zugunsten der bloßen – halb utopischen, halb dystopischen – Charakterisierung besagter Kultur zurück, was vielleicht nicht jedem Leser gefallen mag. Mehr noch tritt eine scheinbare solche „Fremdtradition“, die in Richtung Robert E. Howard und Clark Ashton Smith geht, in „Bothon“ hervor, wo – eingebettet in eine neuzeitliche Rahmenhandlung – ein Szenario des Untergangs des vorzeitlichen Landes Mu beschrieben wird (zu Anfang etwas langatmig, dann aber besser). Ebenfalls recht umfangreich ist die Titelgeschichte „Das Haar der Medusa“. Teils deutlich tritt hier leider Lovecraft Rassismus zutage, doch bleibt es letztlich ein gut aufgebauter übernatürlicher Thriller, wenn auch mit einem nicht unbedingt nötigen, leicht konventionellen Abschluss. Es blieben noch „Die Falle“ – eine recht gute, aber mehr klassische als lovecraftsche Schauergeschichte, die wenig schockierende aber sehr unterhaltsame Geschichte „Der Mann aus Stein“ sowie „Das Grauen im Museum“, eine gut inszenierte Vollblut-Cthulhu-Mythos-Geschichte. Ebendieser Mythos wird in den anderen Geschichten (ausgenommen vielleicht „Das Haar der Medusa“) mehr angeschnitten als zum Hauptthema gemacht – was freilich die Qualität nicht im Geringsten mindert. Zu einer positiven (subjektiven) Bewertung trägt zudem bei, dass anders als im Vorgängerband jene halblyrischen Prosagedichte fehlen, mit denen ich nichts anfangen kann.
Definitiv ist „Das Haar der Medusa“ ein Band, der für Lovecraft-Fans unverzichtbar sein dürfte. Die beiden längeren Novellen (beide mit Zealia Bishop) sind maßgebliche, nicht außer Acht zu lassende Punkte in Lovecrafts Werk, die übrigen Geschichten indes schlichtweg gute Weird-Fiction-Unterhaltung.

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