Injustice – Götter unter uns: Das erste Jahr: Bd. 2

Das Videospiel „Injustice“ rund um die DC-Superhelden Superman, Batman & Co. ist anscheinend ein Hit – ich kann es nicht beurteilen, hab’s nie gespielt. Jedenfalls inspirierte dieses offenkundig eine eigene Comic-Reihe mit gleichnamigem Titel. Die Story ist so dramatisch, wie man es sich in jenem Universum nur denken kann: Dem Joker ist es gelungen, Supermans Geliebte Lois Lane zu töten und die Stadt Metropolis zu zerstören – was den „Mann aus Stahl“ nicht nur traumatisiert, sondern auch zu einem fortan konsequenteren Umgang mit Verbrechern veranlasst. Gemeinsam mit Wonder Woman, Green Lantern und einer Reihe anderer Superhelden wird nun die Aufgabe in Angriff genommen, die Welt von allem Unrecht zu säubern – koste es was es wolle. Kein Wunder, dass sich die „Justice League“ durch ihr neues Vorgehen mit Batman verwirft, der weiterhin seine hohen moralischen Standards hochhält. Obwohl zunächst keine Partei die Eskalation beabsichtigt, wird sie infolge der verhärteten Fronten zunehmend unvermeidbar…

Ich muss zugeben, dass ich mangels eines entsprechenden Angebots im Comicregal mit dem zweiten Band anfing, mir also die Vorgeschichte aus Klappentext und Andeutungen erschließen musste – was aber problemlos funktioniert, nur manche Fragen bleiben (Wieso versteht sich Superman auf einmal so gut mit Lex Luthor?). Ebenso ist dieser zweite Band natürlich nicht der letzte und bietet somit keine Auflösung der Handlung am Ende – vielmehr steht dort die endgültige Eskalation, die das eigentliche Setting erst begründet. Das ist keinesfalls ein Kritikpunkt: Gerade dieser stückweise Aufbau des Konflikts gibt dem Werk seinen Reiz. Und mit Action wird weiß Gott nicht gegeizt, zumal noch so manche andere Schurken und Antihelden ihren Auftritt haben. Zugleich aber bemüht sich der Comic erfolgreich um eine gute Charakterzeichnung und stellt insbesondere die inneren Konflikte der verschiedenen Helden (?) dar. Nicht zuletzt ist „Injustice“ gewissermaßen die Synthese einer ganz grundlegenden Frage des Superhelden-Genres: Wenn man die Macht besitzt, das Unrecht zu bekämpfen – wie weit darf man gehen? Welchem Wert ist im Zweifel der Vorzug zu geben – Freiheit, Selbstbestimmung, Moral oder vielmehr der objektiven Reduktion von Leid? So ist es letztlich schwer, nur mit einer Seite der Konfliktparteien zu sympathisieren, verstehen kann man irgendwie beide. Obwohl sich „Injustice“ anders als die großen, für ihre Tiefgründigkeit bekannten Klassiker des Genre wie „Watchmen“ oder „Die Rückkehr des Dunklen Ritters“ nicht um irgendeine stilistische Besonderheit, ja besondere literarische oder zeichnerische Kunstfertigkeit bemüht, ist es doch ein Werk, das denkbar hervorragend die Ambivalenzen der Superhelden-Thematik herausstellt. Was den Stil angeht – der ist, was Bilder wie Text angeht, eher gewöhnlich, heißt unterhaltsam und eingängig. Nicht unwahrscheinlich, dass ich mir auch die weiteren Teile der Reihe genehmigen werde.

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