Weiser Herr des Himmels – Persien

Während jeder schon etwas von Herakles, Siegfried oder Osiris gehört hat oder sich zumindest leicht darüber informieren könnte, ist die Mythologie des alten Persiens (Iran) heute überhaupt nicht mehr präsent. Nicht nur finden sich kaum umfassende Darstellungen auf dem Markt – es mangelt auch an Originalquellen, sind doch keine Mythen aus der Antike selbst überliefert.
Eines der wenigen sich damit befassenden Werke ist das Buch mit dem sperrigen Titel „Weiser Herr des Himmels“ (was sich auf den zoroastrischen Gott Ahura Mazda bezieht). Zwar nicht sonderlich dick, dafür aber verständlich und reich bebildert bringt es einem die überlieferten Mythen und Sagen des alten Persiens nahe. Die Quellen, aus denen diese sich dabei speisen, sind maßgeblich zweierlei: das Avesta (die heilige Schrift der Zoroastrier) und das Schahname (Buch der Könige, eine überwiegend sagenhafte Chronik der persischen Könige und Helden). Beide sind freilich erst im Mittelalter entstanden und stehen damit am Ende einer langen Tradition, womit ihr Quellenwert für die frühere Zeit zweifelhaft ist, doch damit muss man sich nun einmal begnügen. So finden wir letztlich die zoroastrische Kosmologie von Schöpfung bis Apokalypse samt Göttern und Helden wie auch die späteren Heldensagen dargeboten.
„Weiser Herr des Himmels“ ist ein populärwissenschaftliches Werk. So populärwissenschaftlich, dass auf dem Cover nicht einmal die Namen der Autoren aufgedruckt sind. Als zitierfähige Quelle eignet es sich nicht, dafür ist es zu oberflächlich und nicht unbedingt gut genug belegt. Als leicht verdauliche Einführung für (interessierte) Laien hingegen erfüllt es durchaus seinen Zweck. So weiß man immerhin, wer Rostam und der Azhi Dahaka sind und worum es allgemein im Zoroastrismus und dem Schahname so geht – und mehr braucht der durchschnittliche Leser wahrscheinlich auch nicht. Der Schreibstil ist flüssig, die Bilder gut ausgewählt, die Verarbeitung des Buches nicht zu kritisieren.
Im Endeffekt also eine recht gelungene, wenn auch oberflächliche Darstellung eines interessanten Themas, das sonst nur allzu leicht dem Schweigen anheim fallen kann.

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