Woran erkennt man ein Arschloch?

Wir kennen sie alle: den Miesmacher, den Schnorrer, den Choleriker. Doch wer hat sich schon einmal die Mühe gemacht, das Phänomen der unausstehlichen Menschen, im Volksmund auch Arschloch genannt, genauer zu untersuchen?
Richtig, es sind Monika Wittblum und Sandra Lüpkes mit ihrem Buch „Woran erkennt man ein Arschloch? Für jeden Quälgeist eine Lösung“. Was sich zunächst nach einem recht oberflächlichen, aber wahrscheinlich unterhaltsamen Lästerbuch anhört, hat bei näherer Betrachtung tatsächlich Hand und Fuß. So gehen die Autorinnen nicht nur auf die Begriffsproblematik ein (die Definition eines Arschloch ist teils subjektiv), sondern erläutern auch psychopathologische Hintergründe wie die Psychopathie, Borderline-Störung etc. Der Kern des Buches ist jedoch die Charakterisierung von zwölf verschiedenen Typen der Gattung Arschloch. Da finden wir unter anderem die Distanzlosen, die notorischen Lügner, die Besserwisser oder auch die Radfahrer (nach oben buckeln, nach unten treten). Bei jedem gibt es eine phänotypische Beschreibung anhand eine praktischen Beispiels, eine Analyse der (möglichen) Ursachen und, soweit möglich, Tipps für den idealen Umgang mit solchen Exemplaren. Die Ursachenforschung mag man ein wenig in Zweifel ziehen können, zumal die Grundlagen der Charakter(-schwein)züge fast immer an innerer Angst bzw. Unsicherheit festgemacht werden – aber diese Wissenschaft ist ja ohnehin selten absolut empirisch. Und natürlich kann man immer einwenden, dass ein bestimmter Arschlochtypus fehlt (ich vermisse etwa den Moralisten), doch eine wirklich vollständige Aufzählung kann wohl unmöglich geleistet werden. Davon abgesehen handelt es sich um ein höchst interessantes Buch, das mit sehr anschaulichen Beispielen und so einigen Information manch Aufklärung über bestimmte destruktive Charaktertypen leistet und (den Eindruck macht es zumindest) trotz des plakativen Themas wissenschaftlich fundiert ist. Der Stil ist unterhaltsam und gelegentlich humorvoll, ohne merklich Seriosität missen zu lassen. Ein Buch, das man lesen sollte – denn, wie es schon in der Einleitung heißt: „Das nächste Arschloch kommt bestimmt.“

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