Gothic – Dark Stories

Beginnt man die Anthologie „Gothic – Dark Stories“ des Herausgebers Boris Koch, macht man sich auf eine Reihe schauerlicher Begegnungen gefasst. Ins Auge springt unter den Mitwirkenden natürlich Bestsellerautor Markus Heitz, während die „weiteren namhaften Autoren“ (Klappentext) eben eines nicht sind, nämlich namhaft. Einzig von Michael Marrak hatte ich zuvor schon gehört. Wie erwartet, konfrontiert einen der Band mit den klassischen Stereotypen der unheimlichen Phantastik: Vampire, Werwölfe, Geister, sonstige Wiedergänger. So klassisch, so vielversprechend. Der Titel des Buches ist hierbei ernstzunehmen, denn in der Tat spielen die Gothic-Szene oder entsprechende Individuen immer wieder eine Rolle. Hin und wieder ist auch ein tatsächlich interessanter Einfall dabei.
Doch trotz dieses thematischen Potenzials fällt die Bewertung des Werkes eher mäßig aus – was vielleicht auch daran liegt, dass ich mit falschen Erwartungen herangegangen bin. Das Buch scheint vor allem für ältere Kinder bis Jugendliche gemacht. Dementsprechend sind nahezu alle Protagonisten entsprechend jung und, wie leider viel zu oft bei Darstellung dieser Altersgruppe, oft ziemlich klischeehaft. Die Geschichten sind allesamt sehr kurz und somit schnell zu lesen, der Stil nicht allzu anspruchsvoll. Der wesentliche Kritikpunkt: Nahezu nichts davon ist wirklich unheimlich, erschreckend, verstörend, eben das, was man von Horrorliteratur erwartet. Trotz der thematischen Schwerpunktsetzung ist die Anthologie also eher dem Genre Fantasy zuzuordnen.
Enttäuscht hat auch die Geschichte „Schattenspiel“ von Markus Heitz, eben weil dieser Autor sonst stets durch sehr überdurchschnittliches Niveau auffällt – hier aber bekommt man bestenfalls eine Mainstream-Gruselgeschichte geboten, die sich nicht von all den anderen abhebt. Man kann auch einwenden, dass es bei der sehr kurzen Länge aller vorliegenden Geschichten schwer ist, wirkliche Spannung zu erzeugen (wenn auch durchaus möglich). Herausstechend war indes die letzte Geschichte „Liliths Töchter“, die den Mythos der Alraune zum Thema hat – die Qualität ist merklich höher als bei allen anderen vorliegenden, nicht zuletzt dank einigermaßen guter Recherche.
Immerhin sind die Geschichten mitunter unterhaltsam. Das Buch ist geeignet als leichte Lektüre von kurzer Dauer; ein Durchlesen innerhalb von ein bis zwei Tagen ist möglich. Vielleicht nett für jüngere Leser, der gewöhnliche Horrorkonsument sollte sich indes nach etwas härterem umsehen.

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