Old Man Logan

Mit dem Erscheinen des Films „Logan: The Wolverine“, dem neuesten Ableger der X-Men-Saga, rückte auch ein Comic schlagartig auf die ersten Plätze der Verkaufsranglisten: „Wolverine: Old Man Logan“ von Mark Millar („Civil War“, „Kick Ass“).
Die Handlung spielt in einer dystopischen Zukunft, nachdem die zahlreichen Schurken des Marvel-Kosmos sich verbündet und all die vielen Helden ausgelöscht haben. Amerika ist aufgeteilt zwischen Red Skull, Kingpin, Dr. Doom und den Nachkommen des Hulk, weite Gegenden sind verwüstet. Und in der Region, die einst Kalifornien war, lebt ein alter Mann, der nicht mehr Wolverine genannt werden will. Durch die schrecklichen Ereignisse gebrochen, widmet sich Logan nur mehr seiner Familie und hat jeglicher Gewalt abgeschworen. Da überredet ihn der gealterte Bogenschütze Hawkeye, ihn auf eine Reise zur anderen Küste zu begleiten, um dort eine geheimnisvolle Fracht abzuliefern. Und wird der alte Logan nun tatsächlich bei seinem erklärten Pazifismus bleiben und nie wieder seine Krallen ausfahren, wie er es sich geschworen hat? Oder doch den Kampf gegen die altbekannten Despoten aufnehmen?

Mit dem Kinofilm hat der Comic freilich nicht mehr gemein als den gealterten Protagonisten und die generell dystopische Stimmung – insofern sind beides vollkommen unabhängige und für sich zu betrachtende Werke.
„Old Man Logan“ wird angepriesen als Meisterwerk, als einer der wichtigsten Comics dieses Jahrhunderts. Um das zu beurteilen, kenne ich nicht genug andere Marvel-Comics. Doch was sich aus der individuellen Betrachtung dieses Werkes ergibt: Es handelt sich um eine spannende, kurzweilige Story ohne Längen, der hervorragend die Inszenierung der dystopischen Atmosphäre gelingt. Action kommt weiß Gott nicht zu kurz, die blutige Gewalt hat zuweilen geradezu Splatter-Charakter – was aber im Rahmen der Handlung recht angemessen scheint, zumal weniger drastische Darstellungen dem Szenario auch nicht gerecht würden. Doch man sieht – „Old Man Logan“ steht in der Tradition der actiongeladenen Superheldencomics, ein Vergleich oder gar eine Zuordnung zu anspruchsvolleren Graphic Novels ist fehl am Platz (trotz des überdurchschnittlichen Umfangs von 210 Seiten). Auch wenn die Handlung ja gerade von der Pluralität der unzähligen Marvel-Helden und Schurken lebt, wirkt sie nicht übertrieben-trashig oder krampfhaft gekünstelt, sondern in sich absolut stimmig. Die Dramatik kommt gut rüber; so manche Idee ist durchaus innovativ.

Im Endeffekt also ein großartiger, unterhaltsamer Comic mit einzigartig dramatischer, ja schockierender Atmosphäre, wobei man ihn nicht mit dem vage darauf basierenden Film einerseits oder tiefgründigeren Comics andererseits vergleichen sollte.

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