Die Chroniken der Seelenwächter – Band 1: Die Suche beginnt

Gewinner des Deutschen Phantastik Preises 2016 in der Kategorie „Beste Serie“ war die Reihe „Die Chroniken der Seelenwächter“ von Nicole Böhm. 20 Bände sind bisher erschienen – genug Stoff für jeden, den die Lektüre zum Fan gemacht hat. Ich gehöre leider nicht zu dieser Gruppe.
Es handelt sich um Urban Fantasy klassischster Form: Im Mittelpunkt der Handlung steht das Mädchen Jess, die, als sie gerade ein okkultes Ritual praktiziert, von einem Dämon angegriffen wird. Natürlich rettet sie eine Gruppe von Dämonenjägern – die sogenannten „Seelenwächter“ – wodurch sie unweigerlich in deren Kosmos eingeführt wird. Auf den einen steht sie sofort, auch wenn man als Leser sofort erwartet, dass ihr letztendlicher Partner vielmehr der mysteriöse Jaydee ist, der wegen seiner eigenen übernatürlichen Herkunft so manche Probleme im sozialen Umgang hat. Am Schluss des ersten Bandes steht ein offenes Ende, das nahtlos zum nächsten Teil überleitet. Bis dahin sind zwar gewisse Fragen aufgeworfen, aber noch kein klarer Zentralkonflikt skizziert worden. Das ganze erste Buch ist Einleitung, der Hauptteil scheint erst später zu folgen.
Überhaupt ist die Handlung während des ersten Teils eher beschränkt; statt eines roten Fadens beschränkt sich die Autorin lieber auf Figurencharakterisierung. Der Schreibstil ist … akzeptabel – gut lesbar, aber man merkt doch die eher geringe Schreiberfahrung. Mag sein, dass in den folgenden Teilen alles wesentlich besser wird. Doch jedenfalls animierte mich der erste Teil nicht zum Weiterlesen (auch wenn ich Teil 2 bis 4 während einer Aktion schon kostenlos heruntergeladen hatte).
Maßgeblich krankt die ganze Geschichte am Szenario. Es ist Urban Fantasy – so denkbar gewöhnliche Urban Fantasy wie aus der Retorte. Teenager mit familiären Problemen + Dämonenjäger + etwas Romantasy – fertig ist die neue Urban Fantasy-Serie. Es ist nicht die erste, wird nicht die letzte sein und ist meines Erachten auch nicht die beste. Auch wenn natürlich jedes Werk, so auch dieses, individuell ist, so sticht doch nichts wirklich als innovativ daraus hervor – es ist fast alles, als hätte man es schon oft zuvor gelesen. In Bezug auf diese Thematik empfehle ich eher „Chroniken der Unterwelt“ von Cassandra Clare – trotz ähnlicher Voraussetzungen spannender, innovativer und professioneller. Den „Chroniken der Seelenwächter“ sollte man sich erst zuwenden, wenn man die zur Verfügung stehenden Bestseller-Serien wie die gerade genannte samt und sonders begeistert verschlungen hat und verzweifelt nach genrespezifischem Nachschub sucht. So zumindest meine subjektive Meinung – die zahlreichen anderen Rezensionen bei Amazon zeigen, dass das Werk bei vielen anderen doch erstaunlich gut ankommt. Vielleicht wird ja auch alles besser in Band drei oder fünf oder siebzehn. Ich werde es nie erfahren.

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