Batman: Die Rückkehr des Dunklen Ritters

Wird die Frage nach den wichtigsten Werken der Comic-Literatur gestellt, so dürfte eher früher als später Frank Millers „Die Rückkehr des Dunklen Ritters“ erwähnt werden.
Zehn Jahre sind zu Beginn der Handlung vergangen, seit Batman sich aus seiner Rolle als Verbrechensbekämpfer zurückzog. Doch nun, wo eine neue Generation von Kriminellen herangewachsen ist, so etwa maßgeblich die sogenannte Mutanten-Gang, spürt Bruce Wayne von neuem den Durst nach Gerechtigkeit, den nur er befriedigen kann. Also nimmt er von neuem den Kampf gegen die Kriminalität auf – ein Kampf, der infolge einer abermaligen Rückkehr des Jokers und dem Ausbruch anarchischer Verhältnisse in Gotham auch sein eigenes Schicksal unwiderruflich bestimmen soll.
„Die Rückkehr des Dunklen Ritters“ hat alles, was man aus dem Superhelden-Genre gewöhnt ist: Viel Action, plakative Bösewichte und natürlich den unermüdlichen Streiter für die Gerechtigkeit – im späteren Verlauf hat sogar Superman noch einen Auftritt. Doch zugleich ist der mehrteilige Comiczyklus weit mehr als nur ein weiterer Beitrag zu einer abgenutzten Marke. Da wäre zunächst die komplexe Figurenzeichnung, die nicht zuletzt kritisch mit den eigenen Helden umgeht: Batman als einerseits deutlich gealtert, andererseits psychologisch gefangen in seiner alten Rolle; Superman andererseits als Lakai der US-Regierung (nun gut, und ein Mädchen als neuer Robin, eher mittelmäßig tief charakterisiert). Zahlreiche eingespielte Szenen aus Fernsehshows hinterfragen zugleich die Rolle Batmans und erörtern dabei ebenso die Problematik der Selbstjustiz, wie sie die Mentalität der amerikanischen Bürger und sogenannten Experten charakterisieren. Da ist da Problem des Jokers, dem mit dem Verzicht auf tödliche Gewalt einfach nicht beizukommen ist, da ist der Aufstieg eines Batman-Kultes, der im Namen des Idols grausame Selbstjustiz übt. All das macht „Die Rückkehr des Dunklen Ritters“ zu einem Werk, in dessen Mittelpunkt weniger die handfesten Konflikte als Handlungsplot stehen, als vielmehr das ganze Panorama der Batman-Gestalt mit ihren inneren und äußeren Kontroversen. Erstaunlich gut gelingt es, einen beachtlichen Realismus in die eigentlich phantastische Storyprämisse hineinzubringen wie nur wenige Werke des Genres.
Der Stil mag womöglich für manche gewöhnungsbedürftig sein: recht kleine Kästchen mit manchmal nicht ganz leicht aufnehmbarer Schrift, immer wieder innere Monologe in Textblasen, häufige Szenenwechsel und der Verzicht auf einen sich durch das ganze Werk ziehenden Konflikt. Auf der anderen Seite ist es gerade dies, was die Atmosphäre und Tiefe der Handlung schafft – zumindest nach meinem Empfinden leidet der Unterhaltungswert keinesfalls darunter, sondern gewinnt vielmehr daran.
Zurecht, so mein Fazit, wird „Die Rückkehr des Dunklen Ritters“ unter die Klassiker seines Genres gezählt. Es hat seinen Grund, weshalb immer wieder Versatzstücke des Werkes in aktuellen Verfilmungen wie „The Dark Knight Rises“ und „Batman v Superman“ aufgegriffen werden – eben weil hiermit die Figur des Dunklen Ritters in neue Höhen – oder vielmehr Tiefen – getrieben wurde.

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