Kleopatra – Die ewige Diva

Kleopatra VII. ist zweifellos eine der bekanntesten Gestalten der Antike, davon wohl die mit Abstand prominenteste weibliche – als ambivalente Geliebte Cäsars und Mark Antons ebenso wie in ihrer Rolle als Herrscherin, seltener auch als Mutter und Göttin. So ist es auch kein Wunder, dass sie ungebrochen über zweitausend Jahre eine lebendige Rezeption in Kunst und Literatur erfuhr, von der Ikonographie zu Lebzeiten bis hin zu Darstellungen im modernen Film. Dieser Rezeptionsgeschichte widmete sich auch eine Ausstellung in Bonn, zu der auch ein gleichnamiger Katalog erschien: „Kleopatra – Die ewige Diva“.
Auf rund 150 Seiten sind Textbeiträge versammelt – ihr Spektrum reicht von der Lebensgeschichte der historischen Person und ihrer zeitgenössischen Darstellung in Form von Statuen über verschiedene Epochen der Malerei – die vor allem immer wieder ihren dramatischen Tod, aber auch andere plakative Szenen zahlreich illustrierten – bis zur Moderne mit Film und Mode. Es ist wahrlich interessant zu beobachten, wie eine eigentliche einem konkreten historischen Kontext entstammende Person zwei Jahrtausende lang immer wieder in ihrem Erscheinungsbild der jeweiligen Gegenwart angepasst wurde: Die allzu europäischen Darstellungen Kleopatras etwa aus Mittelalter und Renaissance mögen uns heute naiv und einfältig erscheinen, doch lässt uns diese Aneinanderreihung doch nicht zuletzt jenes Bild hinterfragen, das wir heutigen Menschen selbst von jener Frau im Kopf haben – obgleich doch dieses moderne Bild nur allzu sehr von den frühen Verfilmungen geprägt ist, insbesondere jener von 1963 mit Liz Taylor in der Hauptrolle. Ein Kritikpunkt an dem Buch ist jedoch seine massive inhaltliche Redundanz: Zahlreiche allgemeine Bemerkungen zu Lebens- und Rezeptionsgeschichte finden sich letztlich in so ziemlich jedem Kapitel wiederholt, was von einer zu einem gewissen Grad mangelhaften Abstimmung zwischen den verschiedenen Autoren der Beiträge zeugen dürfte. Ein weiterer hochinteressanter Aspekt sind die modernen, bisweilen ideologisch getragenen Diskussionen über die mutmaßliche Hautfarbe Kleopatras (die, so zumindest die Meinung gewisser Strömungen, durchaus dunkel gewesen sein könnte). Während aber die Fragestellung und ihre Rezeption gut angesprochen werden, fehlt leider eine Konfrontation mit dem wissenschaftlichen Kenntnisstand unserer Zeit zu dieser Frage, womit man dann letztlich doch nicht beurteilen kann, ob es sich hierbei überhaupt um eine wissenschaftliche bzw. historische oder nur eine abstruse ideologische Diskussion handelt – und wie letztlich die wahrscheinlichste Antwort wäre.
Die zweite, rund ebenso seitenreiche Hälfte des Buches ist dem Katalog der bildlichen Darstellungen aller Zeiten (größtenteils Gemälden) gewidmet. Durchge“lesen“ ist dies schnell, unter kunsthistorischem Interesse indes mag man einige Zeit vor der faszinierenden Auswahl verweilen.
Unter historischen Gesichtspunkten ist das Buch eher wenig ergiebig und auch sonst wiederholt sich vieles in den Textbeiträgen. Wer sich jedoch maßgeblich für die Rezeptionsgeschichte jener berühmten letzten Königin der Ptolemäer in der bildenden Kunst interessiert, wird seine helle Freude an diesem doch erstaunlich preisgünstigen Prachtband über Kleopatra finden – eine gewaltige Anzahl groß abgedruckter Bildwerke samt ausführlichen Hintergründen illustriert perfekt die Wandlung ihres Bildes über etliche Jahrhunderte hinweg.