Deadpool: Tote Präsidenten

Man ist von dem Comic-Antihelden Deadpool ja schon einiges gewohnt – ob nun seine absurden Sprüche, sein regelmäßiges Durchbrechen der Vierten Wand oder die Ambition, das ganze Marvel-Universum und noch dazu seine eigenen Inkarnationen aus Paralleldimensionen umzubringen. Kein Wunder also, dass gerade dieser Söldner im roten Anzug es in der Miniserie „Tote Präsidenten“ ist, der mit der Beseitigung einer ganz neuen Gefahr betraut wird: Im Glauben, damit die Vereinigten Staaten von Amerika zu retten, ist nämlich ein Nekromant auf die dumme Idee gekommen, sämtliche ehemaligen US-Präsidenten von den Toten auferstehen zu lassen. Doch die fassen alsbald den Entschluss, ihr Land zunächst einmal zu zerstören, um dann von vorne anzufangen. Ob nun Ronald Reagan, der am liebsten eine Waffe im Weltraum einsetzen will, Teddy Roosewelt, der im nächstgelegenen Zoo sein Hobby der Großwildjagd wieder aufleben lässt, oder Abraham Lincoln, der sich jetzt angewöhnt hat, seine Gegner von hinten zu erschießen – es ist einiges zu tun für Marvels wohl absurdesten Helden. An der Seite von SHIELD, unterstützt von Dr. Strange und dem Geist von Benjamin Franklin, macht dieser sich also daran, die ganzen untoten Präsidenten von Washington bis Nixon und Kennedy ins Grab zurückzuschicken…
Natürlich ist die Story Trash – nichts anderes erwartet man. Action, coole Sprüche und noch mehr Action – eingebettet in ein natürlich hochpolitisches Szenario. Aber der absurde Einfall gelingt. Es hagelt Gags auf jeder Seite, andauernd kommen unerwartete Anspielungen auf bekannte Filme, die Eigenheiten der Präsidenten oder was auch immer. Platt? Vielleicht. Gezwungen? Manchmal. Und doch irrwitzig komisch vom Anfang bis zum Schluss. So ist auch eine Lanze für den Übersetzer zu brechen, der bei der Übertragung der Kalauer und diversen mutmaßlich neuen Witzen der deutschen Fassung eine beeindruckende Leistung erbracht hat. Ich persönlich hatte auch kein Problem damit, die doch sehr auf die amerikanische Geschichte und Politik zentrierten Anspielungen zu verstehen – zumal die weniger bekannten Präsidenten auch als genau das betrachtet und mithin sogar extra vorgestellt werden.
Eine Geschichte letztlich, die sich problemlos in den Marvel-Kosmos einfügt und doch etwas ganz Neues bringt – eben ein Kampf zwischen dem unsterblichen Mutanten Deadpool und einem Haufen historischer Präsidenten. Durchweg unterhaltsam und Comedy pur, reiht sich dieser absurd-groteske Comic als Glanzstück unter den mir bislang bekannten Marvel-Publikationen ein. Man kann nur hoffen, dass irgendwann die Fortsetzung „Lebende Präsidenten“ erscheint – Potenzial genug gibt es ja.

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