Antike Mythen in der Kunst

Seit Jahrtausenden beflügeln die Mythen der Griechen und Römer die Phantasie der Menschen – nicht zuletzt der Künstler. Einen Überblick über Adaptionen antiker Mythen in der – freilich nachantiken – Kunst bietet das Werk „Antike Mythen in der Kunst“ von Lars Olof Larsson, erschienen im Reclam-Verlag. 100 verschiedene Kunstwerke, hauptsächlich Gemälde, aber auch Skizzen und Skulpturen, stellt der Autor darin vor und erläutert knapp den dargestellten Mythos und die historischen Hintergründe. Auf der linken Seite findet man stets ein Bild des Kunstwerks, rechts den zugehörigen Text. Letzterer muss bei der Beschränkung auf eine Seite natürlich kurz und komprimiert sein; so bleibt oft nicht viel Platz etwa für die tiefergehende Interpretation oder die womöglich ideologischen Hintergründe. Auch die Bilder leiden natürlich unter der geringen Größe und dem Schwarzweiß-Abdruck, wodurch sich manchmal nicht alles perfekt erkennen lässt – doch es ist eben kein Bildband, sondern eine knappe Reclam-Einführung.
Auch aus dem Blick eines Menschen, der keine nennenswerte Ahnung von Kunstgeschichte hat, ist dieses Buch durchaus lesenswert und interessant. Man erfährt, welche Mythen im Besonderen eine Rezeption in der Nachantike erfuhren, wieso und wie dies dargestellt wurde. Manche Motive finden sich mehrfach und lassen sich daher umso besser im zeitgeschichtlichen Kontext vergleichen, etwa das Liebespaar Ares/Mars und Aphrodite/Venus in diversen Variationen. Erstaunlich ist etwa, wie sich die Darstellungsweisen im Laufe der Zeit ändern – von mittelalterlichen Gemälden, auf denen sich die Charaktere nicht ohne Weiteres als antike Götter erkennen lassen, bis zu jenen pathetischen Darstellungen der Renaissance und des Barock. Man mag sich fragen, weshalb sich ausgerechnet in diesem Buch nicht ein Kunstwerk aus der Antike selbst findet, doch ist dies anscheinend nicht das Thema. Dafür gibt es zu Anfang noch eine interessante Einführung in die allgemeine Rezeptionsgeschichte antiker Mythen vom Mittelalter bis zur Gegenwart.
All das ist letztlich schnell durchgelesen, weil wenig umfangreich. Doch im Endeffekt hat sich die Lektüre gelohnt – man ist um einige Eindrücke antikisierender Kunst reicher.

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