Das Mädchen am Abhang

Bei „Das Mädchen am Abhang“ handelt es sich um eine Science-Fiction-Geschichtensammlung aus der Phantastischen Bibliothek von Suhrkamp. Neben der gleichnamigen Novelle von  Wadim Schefner, die rund hundert der 176 Seiten ausmacht, sind noch drei weitere Geschichten enthalten: „Der Tag des Zorns“ von Sewer Gansowski, „Wanderer und Reisende“ von Arkadi und Boris Strugatzki sowie „Die Flucht“ von Ilja Warschawski.
Am besten ist zweifellos die Titelnovelle. Dieses Werk beschreibt gewissermaßen autobiografisch das Leben eines Literaturhistorikers im 22. Jahrhundert sowie insbesondere dessen Beziehung zu Andrej Swetotschew, welcher schließlich zum Erfinder eines revolutionären neuen Werkstoffes, des „Aqualith“ werden soll. Schon der Stil und natürlich die Verortung als reale Erinnerungen eines Menschen in einer Meta-Realität entfernter Zukunft bedingen, dass keine Spannung aufkommt, was aber auch nicht der Anspruch des Werkes ist. Nichtsdestotrotz ist die Geschichte gut zu lesen – der Schwerpunkt liegt weniger auf der Ereignishandlung, als vielmehr auf dem Setting einer potenziellen Zukunft. Diese nämlich kriegt man ziemlich eingehend präsentiert – hier weniger spektakulär als in anderen Science-Fiction-Werken, als vielmehr aus der gemeinen Alltagsperspektive. Natürlich mutet diese Zukunftsvision, die der Autor im 20. Jahrhundert erdachte, heute teils sehr naiv und idealistisch an, mithin auch längst eingeholt von der tatsächlichen Technologieentwicklung. Trotzdem ist es eine interessante und unterhaltsame Geschichte – nicht zuletzt durch das Setting und die erstaunliche Intertextualität.
Die anderen Stories dagegen fallen in der Qualität etwas ab. „Der Tag des Zorns“ handelt vom Konflikt der zukünftigen Menschen mit einer Rasse von Mutanten und nimmt dabei auch auf die Frage nach dem Wesen der „Menschlichkeit“ Bezug, leider aber ohne diese viel weiter auszuführen. Auch „Wanderer und Reisende“ hat ein paar nette Gedanken, es fehlt aber gänzlich an einer wirklichen Handlung. „Die Flucht“ indes hat eine solche (den Ausbruch aus einem Gefangenenlager), doch ist diese bis auf den Schluss recht konventionell und uninspiriert – unangenehm zudem, dass die Geschichte im Präsens geschrieben ist.
Letztlich also ist „Das Mädchen am Abhang“ eine solide, schnell abgeschlossene Lektüre mit manch interessanten Aspekten, durchaus unterhaltsam zudem, aber nicht wirklich herausragend.

 

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