Batman: Killing Joke

„The Killing Joke“ gilt als eine der berühmtesten, brillantesten und richtungsweisendsten Geschichten in der Historie der Batman-Comics – getextet von Comic-Legende Alan Moore („Watchmen“), gezeichnet von dem zweifellos talentierten Brian Bolland. Die Handlung, ohne zu viel zu verraten, ist dieselbe wie in unzähligen anderen Comics und Filmen um DCs beliebten Helden Batman: Der Joker ist mal wieder auf freiem Fuß und will seinen alten Erzfeind fertigmachen, diesmal mit einem denkbar perfiden Plan, der auf psychologischen Terror setzt. Parallel wird die bzw. eine mögliche Vorgeschichte des altbekannten Superschurken im Clownskostüm erzählt.
Was ist dran an den zahlreichen so rühmenden Stimmen über den Comic? Zunächst einmal ist die Geschichte denkbar kurz, nämlich 48 Seiten. Meines Erachtens hätte die Handlung mehr Wirkung entfaltet, wäre sie auf den doppelten oder dreifachen Umfang ausgedehnt worden. So aber wurden manche brillante Gedanken nur angeschnitten, obwohl man sie zweifellos noch tiefer hätte ausführen können, vor allem der psychologische Konflikt zwischen den Kontrahenten sowie das Vorgehen des Jokers mit dem gefangenen Jim Gordon. Doch das, was geboten wird, hat es in sich: Diese 48 Seiten sind großartig inszeniert und enthalten manch wirkungsvolle Szene, die absolut in Erinnerung bleibt (zumal der Comic weit ernster ist als der Großteil dieses Genres). Das Ende mag vielleicht nicht für jeden befriedigend sein, aber es regt zu Interpretationen ein – immerhin gibt es noch einen passenden Witz.
Auf jeden Fall muss auf die aktuellen Ausgaben von „The Killing Joke“ eingegangen werden. Es existieren nämlich mehrere, die zwar zum Verwechseln ähnlich, doch nicht identisch sind. Die eine, erschienen 2008, enthält neben der Titelgeschichte noch mehrere weitere Kurzgeschichten, nämlich Brian Bollands „Ein ganz normaler Typ“, die Batman/Clayface-Geschichte „Tödliche Liebe“ und die allererste Joker-Geschichte von 1940. Es existiert zudem eine teurere Hardcover-Ausgabe desselben Inhalts, die zudem die Blu-ray der Zeichentrickverfilmung von „The Killing Joke“ beinhaltet. Die Ausgabe von 2017 indes, deren Cover mit der anderen Fassung nahezu identisch ist, enthält zwar auch „Ein ganz normaler Typ“, anstatt der anderen Geschichten jedoch eine Galerie von diversen Coverbildern aus der Hand von Brian Bolland. Die in beiden enthaltene Zusatzgeschichte ist unterhaltsam, interessant und großartig gezeichnet, aber sehr kurz – über „Tödliche Liebe“ und die alte Joker-Geschichte kann ich nicht urteilen, da sie in meiner Ausgabe fehlen.
All diese Ausgaben enthalten eine neue Kolorierung des Zeichners, die allgemein düsterer ist als die ursprüngliche in früheren Ausgaben. Meines Erachtens sind diese sowie allgemein die Zeichenqualität, ebenso auch die handwerkliche Verarbeitung (Papier, Farbe, Textkästchen) so gut, wie man es sich bei einem Comic nur wünschen kann, also allererste Sahne. Besonders bei der Bildergalerie in der neueren Ausgabe ist das natürlich wünschenswert.
Letztlich ist es in der Tat eine Geschichte, die in ihrer Qualität heraussticht, was sich in der bildlichen Inszenierung und den Thematiken bemerkbar macht – doch schade ist die Kürze, hier scheint manch Potenzial ungenutzt zu bleiben. Eine gute Geschichte, doch ob nun die beste, ist eine subjektive Angelegenheit. An der Aufmachung jedenfalls wird der Comic nicht scheitern, wobei man sich natürlich über die verschiedenen Ausgaben informieren und entsprechend wählen sollte.

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